Zehnter Auftritt


[371] Vorige, ohne Schnoferl.


KAUZ. Und für mich haben Sie gar kein Geschäft?

MADAME STORCH. Wär nicht übel, so einen Herrn wird man belästigen.

ROSALIE. Schicket sich gar nicht.

KAUZ. Warum nicht? im Dienste der Damen schickt sich alles.

MADAME STORCH UND ROSALIE. Oh, zu gütig!

KAUZ vertraulich. Das einzige, was mich ein wenig geniert, ist der Schnoferl.

MADAME STORCH. Ich hab' geglaubt, er is Ihr Freund?

KAUZ. Ja, ja, ein guter lieber Freund, aber dabei ein äußerst mokanter Kerl, wir unterhalteten uns viel besser, wenn er nicht da wär'.

ROSALIE. Das wird sich für heut' nicht ändern lassen.[371]

KAUZ. Ja, heut' nicht, aber für morgen. Ich hab' ein sehr schönes Landhaus in Weichselberg, einen prächtigen Garten mit Hutschen, Kegelstatt, Saletteln, Bosketteln und allem möglichen, da geben Sie mir morgen die Ehr', Frau von Storch, mit dem Herrn Bruder, und der ganzen werten Familie, laden noch ein paar ein, wenn S' woll'n, ich liebe Gesellschaft, vorzüglich weibliche Gesellschaft, bin ein jovialer Mann, da wird dann getafelt, gescherzt, geneckt, wir werden uns prächtig divertieren. Aber nur dem Schnoferl nix sagen.

MADAME STORCH. Also, so ein schön Garten haben der Herr von Kauz?

KAUZ. Das prächtigste Obst!

ROSALIE. Da darf man aber nix abreißen davon.

KAUZ. Alles steht zu Befehl, ich sollt' es eigentlich verbieten, denn Sie reißeten's deswegen doch ab, und verbotene Frucht schmeckt am süßesten.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 371-372.
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