Dreizehnter Auftritt

[284] Titus. Marquis.


MARQUIS kommt nach einer kleinen Pause aus der Tür rechts. Da drinnen ist ein Fenster zerbrochen; ich kann den Zug nicht vertragen und habe daher die Spalettladen geschlossen; jetzt ist's aber so finster drin, daß ich unmöglich[284] ohne Licht – der Jäger soll mir – wo ist er denn hin? – Am Ende ist er gar zu meiner Constanze geschlichen. Da soll ihm ja – Will zur Mitte abeilen, und sieht den schlafenden Titus im Lehnstuhle. Ach nein, ich hab' ihm Unrecht getan, die Eifersucht – närrisches Zeug – ich muß das lassen. – Wie ruhig er da liegt – so schläft kein Verliebter, der hat wohl keinen Gedanken an sie. –

TITUS lallt im Schlafe. Con – sta – sta – stanzia –

MARQUIS. Alle Teufel! – was war das?


Tritt auf den Zehen näher.


TITUS wie oben. Rei – zende – Gestalt – Co – Con – stanzia –

MARQUIS. Er träumt von ihr; der Schlingel untersteht sich, von ihr zu träumen.

TITUS wie oben. Nur – noch ein – Bu – Bu – Bussi –

MARQUIS. Höllenelement, solche Träume duld' ich nicht. Will ihn an der Brust fassen, besinnt sich aber. Halt! – so wird's besser gehen; wir wollen doch sehen, ob sie dem Rotkopf ein Bububussi gibt. Nähert sich der Rückseite des Stuhles und macht ihm äußerst behutsam die Perücke los.

TITUS wie oben. Laß gehen – Sta – stanzia – ich bin kitzlich – auf'm Kopf –

MARQUIS nimmt ihm die Perücke weg. Jetzt versuche dein Glück, roter Adonis; den Talisman erhältst du nimmer wieder. Steckt die Perücke zu sich und eilt zur Mitte ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 284-285.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Talisman
Der Talisman: Posse mit Gesang in drei Acten (Komedia)
Der Talisman
Johann Nestroy 'Der Talisman'
Königs Erläuterungen und Materialien, Bd.412, Der Talisman
Der Talisman