Zweiundzwanzigste Szene


[585] Puffmann; Vorige


PUFFMANN aus der Seitentüre rechts kommend und die Anwesenden erblickend. Was is denn das für eine Art?

PETER. Euer Gnaden verzeihn –

PUFFMANN. Hab' ich nicht gesagt, draußen warten?

PETER. Euer Gnaden haben aber nicht gesagt, wie lang; drum bin ich herein'gangen.

KLARA ängstlich, leise. Gehn wir, Bruder!

PUFFMANN. Was will das Frauenzimmer?

PETER. Die Tücheln hat s' bracht.

PUFFMANN. Was für Tücheln?

KLARA schüchtern. Die ich vom Kaufmann zum Einsaumen hab' kriegt; mein Bruder sagt, sie g'hören für Euer Gnaden, und hat g'sagt, Euer Gnaden haben befohlen, ich soll s' selbst überbringen. Will Puffmann ein Päckchen seidne Sacktücher reichen.

PUFFMANN. Ich weiß nichts von Tücheln. Zu Peter. Und wie kann Er ihr denn sagen, ich hab' sie bestellt, eine Person, die ich in meinem Leben nicht gesehn hab'?[585]

PETER welcher Klara und Puffmann mit prüfendem Blicke betrachtet. An mein Herz, du unschuldiges Wesen, ich hab's voraus g'wußt, aber nur nicht ganz g'wiß. Umarmt sie.

PUFFMANN erstaunt. Was is denn das?! Seit wann umarmt man sich in meinem Bureau?

PETER zu Klara. Sei nicht bös, aber ich hab' die Überzeugung zu notwendig gebraucht.

KLARA unruhig. Ich weiß nicht, Peter –

PETER auf Puffmann zeigend. Da schau dir 'n an, das is der noble Herr, der sich mit deiner gemeinen Ehre einen noblen Spaß hat g'macht.

KLARA sehr ergriffen. Was? Der is es – also gibt's wirklich so einen Menschen? – Himmel – mir wird ganz –

PETER. Nein, dir braucht gar nicht zu werden, laß mich für alles sorgen und geh.

KLARA. Aber, lieber Bruder –

PETER. Unten vor 'n Schloßtor wart' auf mich, meine gute, reine Klara. Führt sie zur Mitteltüre, Klara geht ab, er kehrt um.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 4, Wien 1962, S. 585-586.
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