Vierzehnter Auftritt

[548] Krautkopf. Gluthammer.


KRAUTKOPF aus der Seitentür links tretend, und in selbe zurücksprechend. Wart nur, ich mach' dir ein Licht! Indem er eine im Schranke stehende Laterne und Feuerzeug nimmt, und Licht macht. Ich werde den Augenblick –

GLUTHAMMER Weinflasche und Schüssel in der Hand, den Polster unter dem Arm, kommt aus der Seitentür links. Aber du, Brüderl –

KRAUTKOPF. Was bleibst denn net drin, wir müssen ja bei der drinnigen Tür hinaus in Stadl.

GLUTHAMMER. Du mußt nit etwan glauben, daß ich den ganzen Tag auskomm' mit dem Lackerl Wein.

KRAUTKOPF. Wirst schon mehr kriegen, fürcht dich nit.

GLUTHAMMER. Für einen Freund is nix zuviel.

KRAUTKOPF. Merk auf jetzt, in mein'n Getreidstadl, wo ich dich g'funden hab', sind 3 Falltüren; 's is alles eins, in welche du hinuntersteigst, denn die Türen von meinem Keller sind offen.

GLUTHAMMER. Brüderl, das treff' ich nicht, du mußt mich begleiten.

KRAUTKOPF ärgerlich. Ich soll ja aber – hörst, mit dir hab' ich viel Keierei.

GLUTHAMMER. Was man für einen Freund tut, darf einem nie schwer ankommen. Und in deinem Keller wird's weiter keine Kälte haben. Du, ich nehm' mir noch was mit.


Geht zu Krautkopfs Bett, nimmt Bettdecke, Schlafhaube, und die noch übrigen zwei Polster.


KRAUTKOPF wie oben. Du nimmst mir ja mein ganz's Bett!

GLUTHAMMER. Mußt dich halt so behelfen.[548]

KRAUTKOPF. Der Kerl raubt mich förmlich aus.

GLUTHAMMER. Für einen Freund derf ein'm 's Leben nicht z'viel sein.

KRAUTKOPF die Laterne, dann die Weinflasche und Schüssel, welche Gluthammer, als er die Betten nahm, auf den Tisch gesetzt, mitnehmend. Jetzt schau, daß d' weiterkommst.

GLUTHAMMER im Abgehen. Wannst auch auf 10 Jahr in schweren Kerker kommen sollst – für ein Freund is nix z'viel. Mit Krautkopf zur Seitentür links ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 548-549.
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