Zwölfter Auftritt

[426] Zangler. Die Vorigen.


ZANGLER zur Seitentüre links kommend. Ah Sie sind schon da –

WEINBERL. Der Herr Prinzipal haben befohlen –

CHRISTOPH. Befohlen –

WEINBERL. Wir sind daher in corpore erschienen –

CHRISTOPH leise zu Weinberl. In was sind wir erschienen?

WEINBERL zu Christoph. Halten Sie 's Maul, in corpore.

ZANGLER. Ich muß Sie von einer Veränderung mein Haus betreffend in Kenntnis setzen. Sie haben bis jetzt nur einen Herrn gehabt, bald werden Sie auch eine Frau bekommen.

CHRISTOPH. Eine Frau? Ich bin ja noch viel zu jung.

WEINBERL zu Christoph. Reden Sie nicht so albern, der Herr Prinzipal wird sich verehlichen, und seine Frau wird auch die unsre sein, unsere Prinzipalin, unsre Gebieterin.[426]

ZANGLER. Ganz recht.

CHRISTOPH. Ah so is das.

ZANGLER. Dieses wichtige Ereignis will ich nun durch Beförderungen in meinem Personale verherrlichen. Sie Mussi Christoph –

CHRISTOPH für sich. Der sagt auch Sie und Mussi –

ZANGLER. Sie haben aufs G'wand gelernt, müßten daher eigentlich noch ein halbes Jahr Lehrjung bleiben, diesen Zeitraum schenk' ich Ihnen, und ernenn' Sie zum Kommis.

WEINBERL. So eine Auszeichnung wird wenigen zuteil. Zu Christoph. Bedanken Sie sich doch.

CHRISTOPH küßt Zangler die Hand. Die Gunst des Prinzipals zu bestreben, ferneres Benehmen würdig zu sein, Fleiß und Ausdauer zu erringen.

ZANGLER. Schon gut, ich wünsch', daß das nicht bloß schöne Worte sind –

WEINBERL. Nein, das sind sie gewiß nicht, ich glaube mit Grund, daß er sowohl Ihnen Herr Prinzipal und mir seinem unmittelbaren Vorgesetzten, wie auch dem Kontinentalhandel überhaupt Ehre machen wird.

ZANGLER zu Christoph. Sie waren immer fleißig.

WEINBERL. Passabel.

ZANGLER zu Christoph. Ehrlich, das ist die Hauptsach.

WEINBERL. Das is wahr, er hat in der Lehrzeit manche Watschen kriegt, aber keine auf Veranlassung einer Watschen, die er der Pudel gegeben hat.

ZANGLER zu Christoph. Es fehlt Ihnen nichts, als daß Sie sich mehr Manier gegen die Kundschaften aneignen.

WEINBERL zu Christoph. Darüber hab' ich Ihnen oft Lehren gegeben.

CHRISTOPH sich mit der Hand über den Kopf fahrend. Ja, sehr oft.

WEINBERL zu Christoph. Hübsch mit Euer Gnaden und gnädige Frau herumwerfen, die War mit Anstand überreichen, zu jeden Rammel Schatz sag'n, 's kleine Geld zierlich mit Zeigfinger und Daum herausgeben, die andern drei Finger werden bloß auf Händedrücke für Köchinnen verwendt.

ZANGLER. Das wird sich hoffentlich geben.[427]

CHRISTOPH. O ja, so was begreift ein junger Kommis sehr g'schwind.

ZANGLER zu Weinberl. Ihnen Herr Weinberl, der schon seit Jahren mein ganzes Zutrauen besitzt, der seit Jahren das Geschäft zu meiner vollsten Zufriedenheit leitet, Ihnen ernenn' ich zu meinem Associé.

WEINBERL äußerst überrascht. Ich Associé?

ZANGLER. Bei meiner Zurückkunft werden wir den Gesellschaftskontrakt auf- und der neuen Firma: »et Compagnie« beisetzen. Ich verreise nämlich auf drei Täg, teils meiner Heiratsangelegenheit wegen, teils anderer Angelegenheiten halber. Unter dieser Zeit übergebe ich Ihnen das ganze Geschäft, schaun Sie auf alles, daß weder Unordnungen in die Bücher, noch in den Magazinen, noch in der Korrespondenz –

CHRISTOPH. Seit drei Wochen hab'n wir kein Brief kriegt, wie leicht könnt grad diese Tag –

ZANGLER ohne auf Christoph zu hören zu Weinberl. Mit einem Wort, Sie sind ein solider Mensch, ich weiß, daß ich mich auf Ihnen verlassen kann. Jetzt muß ich zum Schützensouper. Setzt den neuen bordierten Hut auf. Morgen früh um 4 Uhr fahr' ich fort –

CHRISTOPH. Sollten wir also nicht mehr die Ehre hab'n, den Prinzipal zu sehn, so wünschen wir jetzt glückliche Reis' –

WEINBERL noch ganz perplex. Associé –!

ZANGLER. Ja! Ja! fassen Sie sich nur, mein lieber Weinberl! Sie sind vom Tage meiner Verheiratung an mein Associé. Adieu also, nochmals während meiner Abwesenheit strenge Ordnung und Pünktlichkeit.

CHRISTOPH indem er ihn an die Türe begleitet. Wir machen unser Kompliment Herr Prinzipal.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 426-428.
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