Neunzehnter Auftritt

[436] Weinberl. Sonders. Marie.


SONDERS Weinberl hervorziehend. Da hat uns einer belauscht, nur hervor!

MARIE ebenfalls vorkommend, erschrickt, indem sie Weinberl, der Schützenuniform wegen, in der Dunkelheit für Zangler hält. Himmel der Vormund –?

SONDERS betroffen. Herr Zangler –

MARIE Weinberl zu Füßen fallend. Lieber Herr Onkel-Vormund, sein Sie nicht bös, ich kann nichts davor, ich weiß, daß es sich nicht schickt, aber –

SONDERS. Ich habe Marien gegen ihren Willen bis in die Stube verfolgt, zürnen Sie daher mir doppelt und dreifach, wenn Sie wollen, doch Marien dürfen Sie keine Schuld zumessen.

MARIE. Nein, gar nichts zumessen – Verzeihung lieber Herr Onkel und Vormund – Sie schweigen? Diese schauerliche Stille verkündet einen furchtbaren Sturm.


Weinberl, welcher in größter Verlegenheit dagestanden, indem er jeden Augenblick fürchtet trotz der Dunkelheit von Marien erkannt zu werden,

weiß sich nicht anders zu helfen, nimmt zuerst Mariens, dann Sonders' Hand und fügt ihre beiden Hände segnend ineinander.


SONDERS aufs höchste erstaunt und freudig überrascht. Ist's möglich –!? Diese Sinnesänderung – Sie segnen unsern Bund –?

MARIE. Ach lieber göttlicher Herr Onkel und Vormund.


Weinberl hebt die noch immer knieende Marie empor und legt sie in Sonders' Arme.


MARIE. August!

SONDERS zugleich. Marie!


Weinberl benützt den Moment, während die Liebenden sich in den Armen halten, und eilt leise und mit großen Schritten zur Mitteltüre hinaus.[436]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 436-437.
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