Neunter Auftritt


[354] Mehlwurm, Heinrich; Der Vorige.


MEHLWURM führt Heinrich zur Haustüre heraus. Jäger hin, Jäger her! Mein Haus is kein Revier, und gibt's was drin zum Schießen, so schieß' ich selber.

HEINRICH. So mach' der Herr doch kein Aufsehen!

MEHLWURM. Heut' nicht; aber wenn Er sich wieder blicken laßt, so werden schon meine Mühlknecht' das gehörige Aufsehen machen.

HEINRICH. Laß der Herr nur reden mit sich!

MEHLWURM. Nichts da, meine Mündel is meine Braut, und meine Braut is meine Mündel. Ich brauch' keinen Hausfreund, weder vor noch nach der Hochzeit.

HEINRICH. Der Herr will also im Ernst das holde Geschöpf unglücklich machen?

MEHLWURM. Unglücklich? Das bitt' ich mir aus! Nur keine Grobheiten! Ein Müllner und Hauseigentümer macht kein Mädl unglücklich, von Jägern wär' so etwas eher zu erzählen. Das leichtsinnige Mädl wird jetzt zu ihrem Besten eingesperrt bei Wasser und Brot.

HEINRICH. Diese Grausamkeit werd' ich zu hindern wissen.

MEHLWURM. Das will ich sehn, wer in meinem Haus etwas hindern kann. Wenn Ihm wieder verliebte Gedanken kommen, Herr Jäger, so denk' Er an meine Mühlknecht', vielleicht vergeht Ihm hernach die Schwärmerei. Verstanden? Schlägt die Haustüre ungestüm zu.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 354-355.
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