Dritter Auftritt


[389] Nelkenstein, Johann.


NELKENSTEIN. Wo mag denn mein Heinrich stecken?

JOHANN. Ohne Zweifel im Hause des Müllers. Was nützt aber das alles? Im Guten wird der Alte nie seine Einwilligung geben. Wäre ich an Heinrichs Stelle –

NELKENSTEIN. So würdest du Gewalt brauchen? Das wäre gefehlt.

JOHANN. Nicht gerade Gewalt, sondern nur so, wie man's nimmt. Ich würde die Mündel entführen, mich dann in der Stille mit ihr trauen lassen, und der ganze Handel wäre vorbei.

NELKENSTEIN. Glaubst du denn, diese Unternehmung wäre so leicht?

JOHANN. Sehr leicht, Euer Gnaden. Alle Abend geht das schöne Lenchen mit den Mägden zum Stadtbrunnen, wo diese unter ihrer Aufsicht die Wassereimer füllen; da dürfte man also nur, von der Dämmerung begünstigt, mit ein paar gescheiten Kameraden auf der Lauer stehen, man stürzt hervor, nimmt das Mädl um die Mitte und ist mit ihr über alle Berge.

NELKENSTEIN. Schau', Johann, mich interessiert die Sache Heinrichs wegen, auch gilt es eine Wette. Hättest du wohl Lust, den Anschlag, so wie du gesagt, auszuführen?

JOHANN. Wenn Euer Gnaden befehlen –

NELKENSTEIN. Heute noch!

JOHANN. Euer Gnaden können sich verlassen darauf!

NELKENSTEIN. 's versteht sich, reinen Mund! Auch Heinrich darf nichts wissen davon.

JOHANN. Sehr wohl! Ich werde gleich meine Dispositionen getroffen haben. Geht zur Mitte ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 389.
Lizenz:
Kategorien: