Fünfzehnter Auftritt


[418] Mehlwurm, Specht, Natzi, Dorothea, Lenchen; die Vorigen.


MEHLWURM mit den übrigen eintretend und die Gruppe erblickend. Was zum Teuxel is denn das?

EULENSPIEGEL gleich gefaßt. Sie will, ich soll dem Meister zureden, daß er nachgibt, aber das tu' ich nicht, meinem Meistern seine Ehr' geht mir über alles.

CORDULA ist mittlerweile verlegen aufgestanden.[418]

MEHLWURM zu Eulenspiegel. Du bist ein braver Pursch. Nicht wahr, ich bitt' nicht ab?

EULENSPIEGEL. Ich an Eurer Stell' tät's um kein' Preis.

MEHLWURM. Was soll ich aber tun?

EULENSPIEGEL. Ich wüßt' schon was –

MEHLWURM. Red', du mein einziger Freund!

EULENSPIEGEL. Eine Gewalttat!

SPECHT. Das geht nicht.

MEHLWURM. Alles geht, wenn's der Ulrich sagt.

EULENSPIEGEL Mehlwurm vorführend. Die Lenerl braucht's nicht zu hör'n. Wie der Heinrich in d' Mühl' kommt, lass'n wir 'n von die Mühlknecht' packen und hängen ihn bis an Hals in Mühlbach hinein, und ziehn ihn nicht eher heraus, bis die Lenerl Ja sagt und mit Euch stante pede zu der Kopulation fahrt. Wenn er nacher klagen geht, was kann Euch viel g'schehn? Und die Lenerl is einmal Euer Weib.

MEHLWURM Eulenspiegel umarmend. O, du Goldkerl!

SPECHT mißbilligend den Kopf schüttelnd. Hm, hm, hm, hm!

LENERL zu Mehlwurm. Habt Ihr wieder was Neues ersonnen, mich zu quälen?

MEHLWURM. Du wirst Frau Müllnerin und dann hat alle Qual ein End'.

EULENSPIEGEL. Ich geh' derweil voraus in die Mühl'.


Geht, indem er Lenchen zuwinkt und auf Mehlwurm Narren sticht, zur Mitte ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 2, Wien 1962, S. 418-419.
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