Zweite Szene


[717] Holofernes. Die Vorigen.


HOLOFERNES. Da bin ich, jetzt kann's angehn.

IDUN. Was meinst du?

CHALKOL. Der Sturm?

ZEPHO. Die Schlacht?

HOLOFERNES. Nix da, die Götzenopferei. An welchem unserer Götter is denn heut die Tour?

OBERPRIESTER. Baal hat am längsten kein Opfer gekriegt.

HOLOFERNES. Gut also. Baal ist überhaupt ein charmanter Gott, der mit einige Lampeln zufrieden ist.

OBERPRIESTER. Baal wird dir ferner noch Sieg verleihn.[717]

HOLOFERNES. Solang ich die Siege erkämpfe, ganz gewiß.

OBERPRIESTER. Wenn er dich nicht beschirmte –

HOLOFERNES. Is schon gut, ich halt, mich ja nicht auf, wenn's auch a paar Kalbeln sind. Leiser. Ich kenne den Rummel, und weiß recht gut, wer die Opfertiere speist.

OBERPRIESTER. Aufgeklärter Holofernes, das blöde Volk –

HOLOFERNES. Muß an den Opferappetit der Götter glauben. Wenn du mir aber ein Götzen-X für ein Vernunft-U machen willst, so tu' ich einmal deinen Göttern einen guten Tag an und laß dich selber opfern.

OBERPRIESTER. Herr –

HOLOFERNES. Kusch!

OBERPRIESTER zu den Hauptleuten. Er ist nicht gut zu sprechen.

IDUN leise. Mir sagte sein Kämmerling, daß er mit dem linken Fuß aufgestanden.

CHALKOL ebenso. An solchen Tagen ist immer seine rechte Hand zu fürchten.

ZEPHO ebenso. Es ist eine schöne Kommission in seiner Suite zu sein.


Alle ab bis auf Holofernes.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 717-718.
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Judith und Holofernes / Häuptling Abendwind.
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