Zwanzigste Szene


[734] Hosea. Die Vorigen.


HOSEA von Seite rechts zurückkommend. Wo is der Daniel? Zu Daniel. Weißt, was er gesagt hat vor sein Tod der Nathan? Der Daniel wird's bereuen hat er gesagt, ich hab' ihm zu zahlen einen Wechsel von dreitausend Gulden, und all mein Gold hab' ich vergraben' kein Mensch weiß wo, kein Kreuzer is zu kriegen nach mein Tod.


Daniel will in verzweiflungsvoller Wut zu sprechen anfangen, bringt aber nur ein unartikuliertes Gewimmer hervor.


ASSAD. Jetzt hat's ihm wieder die Sprach verschlagen.

MEHRERE AUS DEM VOLK. Recht g'schieht ihm, recht!

ASSAD. Und ich verstoß' ihn noch extra, so ein Gottbegeisterter könnt' mir g'stohlen werden im Haus.


Daniel fallt zur Erde und schlägt sich mit den Fäusten selbst zum Kopf.


HOSEA. Und ich nehm' ihn zu mir, da sperr' ich ihn in ein Zimmer, wo gar kein Möbel is als ein großer Nagel an der Wand, da geb' ich ihm dann einen Strick zum Spielen, vielleicht daß ihn die Einsamkeit auf einen zweckmäßigen Gedanken bringt. Nimmt Daniel mit sich fort.

ASSAD zum Volk. Und wir eilen zum Hohen Rat, und sagen ihm, daß er dem Holofernes soll öffnen das Tor.

ALLE. Ja das wollen wir! zum Hohen Rat!


Alle eilen links im Hintergrunde ab.


JOJAKIM ihnen folgend. Wehe! Wehe! Ab.


Verwandlung.

Das Innere des Feldherrnzeltes.

Im Prospekte links der mit einem Vorhang geschlossene Ausgang ins Lager; im Prospekte rechts der Eingang in das Schlafzelt des Holofernes, ebenfalls mit einem Vorhang geschlossen. Im Vordergrunde links ein goldverziertes Ruhebett, davor ein goldener runder Tisch, und ein Taburett.[734]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 734-735.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Judith und Holofernes
Judith und Holofernes / Häuptling Abendwind.
Judith und Holofernes