|
1697
9. März: Friederike Caroline Weißenborn wird in Reichenbach im Vogtland als einziges Kind des Gerichtsinspektors Daniel Weißenborn und seiner Ehefrau Anna Rosine, geb. Wilhelm, geboren. In der Stadt hält sich hartnäckig das Gerücht, der Erb- und Lehnsherr Adam Friedrich von Metzsch sei der wahre Vater.
Die Familie leidet unter dem Jähzorn des Vaters. Die Tochter wird zeitlebens Narben im Gesicht behalten, die von seinen Mißhandlungen herrühren.
1702
Umzug der Familie nach Zwickau, wo sich der Vater als Notar niederläßt.
1705
November: Tod der Mutter.
1712
Januar: Erste Flucht aus dem Vaterhaus. Sie lebt drei Monate bei der Familie einer früheren Magd, kehrt dann aber zum Vater zurück.
14. April: Friederike Caroline Weißenborn flieht mit dem Jura-Studenten Gottfried Zorn, einem ehemaligen Gehilfen ihres Vaters.
19. Mai: Die Flüchtlinge werden aufgegriffen und in Haft genommen. Sie weigert sich, in das Haus des Vaters zurückzukehren.
1713
Juni: Nach dreizehnmonatiger Haft werden Friederike Caroline Weißenborn und Gottfried Zorn entlassen. Da Zorn sie verläßt, muß sie zum Vater zurückkehren.
1716
Sommer (?): Friederike Caroline Weißenborn flieht erneut, diesmal mit Johann Neuber. Sie schließen sich der Komödiantengesellschaft von Christian Spiegelberg an, die zu den renommiertesten Theatertruppen ihrer Zeit gehört.
1718
5. Februar: Heirat mit Johann Neuber in Braunschweig.
1719
Wechsel zur Komödiantengesellschaft von Johann Caspar Haack, mit der sie quer durch Deutschland reisen. Sie spielen u.a. in Dresden, Hannover, Hamburg, Nürnberg, Frankfurt am Main, Breslau, Braunschweig und Leipzig.
1724
Bei einem Gastspiel in Leipzig erregt Friederike Caroline Neuber die Aufmerksamkeit von Johann Christoph Gottsched.
1726
Auflösung der Haack-Hoffmannschen Komödiantengesellschaft.
1727
Gründung der Neuberschen Komödiantengesellschaft. Obwohl Johann Neuber der nominelle Leiter der Truppe ist, ist Friederike Caroline Neuber eindeutig die Prinzipalin. Sie ist die einzige Frau in Deutschland, die ihre Schauspielertruppe nicht erbt, sondern selbst aufbaut. Johann Neuber übernimmt die Rolle des »Verwaltungsleiters« im Hintergrund. Schon in den ersten Jahren gehören etwa 20 der besten deutschen Schauspieler und Schauspielerinnen zu ihrer Gesellschaft, darunter Madame Gründler, Johann Friedrich Lorenz und Christian Spiegelberg, ihr erster Prinzipal.
Ostern: Erstes Gastspiel der Neuberschen Gesellschaft in Leipzig »auf den Böden über den Fleischbänken«.
Beginn der Zusammenarbeit mit Johann Christoph Gottsched in Leipzig, die Theatergeschichte machen wird.
8. August: Der Neuberschen Gesellschaft wird das sächsisch-polnische Hof-Komödianten-Privileg verliehen. Es schließt vor allem das Recht zu Auftritten auf einer festen Bühne während der Leipziger Messen ein.
1728
Gottfried Heinrich Koch wird Mitglied der Neuberschen Gesellschaft. Er bleibt bis 1748 bei ihr und wirkt als Schauspieler, Dekorationsmaler, Bühnenbauer, Kostümbildner, Dichter, Übersetzer und unersetzlicher Berater.
1731
Herbst: Uraufführung von Gottscheds »Der sterbende Cato« durch die Neubersche Gesellschaft in Leipzig.
1732
Friederike Caroline und Johann Neuber erhalten das Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttelsche Hof-Komödianten-Privileg.
1733
Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken erlischt das sächsisch-polnische Privileg. Der Theaterprinzipal und Hanswurst-Darsteller Joseph Ferdinand Müller wird sächsisch-polnischer Hofkomödiant. Beginn des Streits um das Privileg und um die Leipziger Bühne über den Fleischbänken.
1734
In ihrer dramatischen Allegorie »Ein deutsches Vorspiel« macht sie die Streitigkeiten mit Müller öffentlich.
Nach Müllers Sieg, den er mit Unterstützung von Johann Neuber erlangt, muß die Neubersche Truppe Leipzig verlassen.
1735
Herzog Ludwig Rudolph von Braunschweig-Lüneburg unterstützt die Neubersche Gesellschaft, indem er ihr das große herzogliche Opernhaus in Braunschweig öffnet.
Frühjahr: Langer Aufenthalt in Hamburg (bis Dezember).
1736
28. Februar: Die Neubersche Gesellschaft erhält das Schleswig-Holsteinische Hof-Komödianten-Privileg.
»Die von der Weisheit wider die Unwissenheit beschützte Schauspielkunst« (Drama).
Herbst: Langer erfolgreicher Aufenthalt in Frankfurt am Main (bis Juni 1737).
1737
Von Frankfurt am Main aus unternimmt die Neubersche Gesellschaft ein mehrwöchiges Gastspiel in Straßburg.
»Die Verehrung der Vollkommenheit durch die gebesserten deutschen Schauspiele« (Drama).
Oktober: Gastspiel in Leipzig. In ihrem allegorischen Vorspiel »Der alte und neue Geschmack« (nicht überliefert) betreibt Friederike Caroline Neuber die symbolische Verbannung des Hanswursts vom deutschen Theater. Die Rolle des Hanswurst spielt sie selbst.
1738
Johann Adolph Scheibe komponiert in Hamburg für die Neubersche Bühne erstmals Theatermusiken, die dem Inhalt und der Stimmung der Schauspiele entsprechen.
1739
Beginn der Krise in den Beziehungen zu Johann Christoph Gottsched, nachdem sie es abgelehnt hat, die Übersetzung der Voltaireschen »Alzire« durch Louise Adelgunde Victoria Gottsched einzustudieren.
1740
Januar: Ein erfolgloses Gastspiel in Hamburg beendet Friederike Caroline Neuber mit einer Abschiedsrede, die zur Publikumsbeschimpfung gerät. Der Hamburger Magistrat entzieht ihr daraufhin die Spielerlaubnis.
März: Nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig reist die Neubersche Gesellschaft auf Einladung der russischen Zarin Anna nach St. Petersburg.
28. Oktober: Der unerwartete Tod der Zarin führt zum Ende des Petersburger Engagements.
1741
Ostern: Rückkehr nach Leipzig.
18. September: Als Friederike Caroline Neuber ihr Vorspiel »Der allerkostbarste Schatz« (nicht überliefert) aufführt, das Gottsched lächerlich macht, kommt es zum spektakulären Bruch mit ihrem früheren Verbündeten.
1743
Erste Auflösung der Neuberschen Gesellschaft. Friederike Caroline Neuber findet mit ihrem Mann und dem Komödianten Suppig in Oschatz Unterschlupf.
1744
Neugründung der Neuberschen Gesellschaft und Rückkehr nach Leipzig.
1748
8. Januar: Uraufführung des Erstlingswerks von Gotthold Ephraim Lessing »Der junge Gelehrte« in Leipzig durch die Neubersche Gesellschaft.
Sommer: Gottfried Heinrich Koch und andere wichtige Schauspieler verlassen die Neubersche Gesellschaft und gehen nach Wien an das Theater am Kärtnertor.
1749
Schönemann vertreibt die Neubersche Gesellschaft von der Leipziger Bühne in Zotens Hof.
Oktober: Eröffnung einer neuen Bühne im großen Blumenberg.
Heinrich Gottfried Koch kehrt zurück und erhält das sächsisch-polnische Hof-Komödianten-Privileg.
1750
Koch vertreibt die Neubersche Gesellschaft von ihrer neuen Bühne und für immer aus Leipzig.
Wegen wachsender Schulden wird sie aus Zerbst ausgewiesen.
Endgültige Auflösung der Neuberschen Gesellschaft.
1753
Aufenthalt in Wien (bis Ende 1754).
»Das Schäferfest oder Die Herbstfreude« wird zum Namenstag der Kaiserin Maria Theresia aufgeführt (gedruckt 1754).
1755
Übersiedlung nach Dresden, wo sie nochmals eine Theatertruppe aufzubauen versucht.
1756
Nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges muß sie ihre kleine Schauspielergesellschaft auflösen.
Sie findet mit ihrem Mann Aufnahme bei dem kurfürstlichen Leibarzt Dr. Löber in Dresden.
1759
Ende Februar: Johann Neuber stirbt in Dresden (begraben am 3. März).
1760
Nach dem Angriff auf Dresden durch preußische Truppen flieht Friederike Caroline Neuber mit dem Familie Löber nach Laubegast bei Dresden.
29. November: Friederike Caroline Neuber stirbt im Alter von 63 Jahren in Laubegast.
Buchempfehlung
In ihrem ersten Roman ergreift die Autorin das Wort für die jüdische Emanzipation und setzt sich mit dem Thema arrangierter Vernunftehen auseinander. Eine damals weit verbreitete Praxis, der Fanny Lewald selber nur knapp entgehen konnte.
82 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro