Zehnte Scene

[33] Marie, Evchen mit einem Korb.


EVCHEN. Gemorje, Marieche. Nor uf en Sprung! ich muß uf de Mack – ich hob-der wos zu vazehle.

MARIE gespannt. Gewiß vom Schmidt.

EVCHEN. Sei nor net so spitz! Ja, vom Schmidt. Er lahft mer uf Wähk un Stähk nooch, awwer ich will nix von-em wisse, ich will eier Glick net stehrn.[33]

MARIE in Thränen ausbrechend. Ach, Evche, for mich is er doch valohrn!

EVCHEN mitleidig. Du Ohrmesje! – Do hot er mer den Brief dorch de Datterich geschickt; läs-en. Gibt ihr den Brief.

MARIE liest ihn für sich. Des hot noch gefehlt! Sinkt auf einen Stuhl.

EVCHEN. Sei nor gedroost! Es kann noch Alles gut wern.

MARIE seufzt. Ja, schee!

EVCHEN. Sich, der Datterich hot-en nor beschwätzt: ich mißt-en net kenne. Wos er vor Grinde dazu hot, wahß ich net. Es is leider Gottes e Vedda von mer. Ich wollt de Brief erscht gor net nemme.

MARIE. No, willst-de dann kumme?

EVCHEN. Gott soll mich bewahrn. Ich muß jetz fort: alleweil siehst-de, daß ich-der dein Schmidt net abspenstig mache will.

MARIE. No, bleib doch noch e Bisje.

EVCHEN. ich muß; sonst dreff ich die Griesemer net mehr, un vun de Hocke mag ich kah Zwiwwel, mer wolle heit Zwiwwelsupp esse. Valihr nor de Muth net! Gemorje, Marieche!

MARIE. Ach, den haw-ich valohrn! Gemorje, Evche. Evchen ab.


Quelle:
Ernst Elias Niebergall: Datterich. Berlin 1963, S. 33-34.
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