Das I. Capitel
Vorrede.

[7] Wiewol ich mir von der Deutschen Poeterey / auff ersuchung vornemer Leute / vnd dann zue beßerer fortpflantzung vnserer sprachen / etwas auff zue setzen vorgenommen; bin ich doch solcher gedancken keines weges / das ich vermeine / man könne iemanden durch gewisse regeln vnd gesetze zu einem Poeten machen. Es ist auch die Poeterey eher getrieben worden / als man je von derselben art / ampte vnd zuegehör / geschrieben: vnd haben die Gelehrten / was sie in den Poeten (welcher schrifften auß einem Göttlichen antriebe vnd von natur herkommen / wie Plato hin vnd wieder hiervon redet) auffgemercket / nachmals durch richtige verfassungen zuesammen geschlossen / vnd aus vieler tugenden eine kunst gemacht. Bey den Griechen hat es Aristoteles vornemlich gethan; bey den Lateinern Horatius; vnd zue unserer Voreltern zeiten Vida vnnd Scaliger so außführlich / das weiter etwas darbey zue thun vergebens ist. Derentwegen ich nur etwas / so ich in gemeine von aller Poeterey zue erinnern von nöthen zue sein erachte / hiervor setzen wil / nachmals das was vnsere deutsche Sprache vornemlich angehet / etwas vmbstendtlicher für augen stellen.

Quelle:
Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poetery, Breslau 1624, S. 7.
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