Sechstes Buch.

Inhalt: Ara'chne (Rho'dope und Hä'mus; Ö'noë; Anti'gone; Ci'nyras' Töchter. Truggestalten der Götter). Ni'obe. Die lykischen Bauern. Ma'rsyas. Pe'lops. Te'reus, Pro'cne und Philome'la. Bo'reas; Ca'laïs und Ze'tes.


Achtsam hatte gelauscht Trito'nia solcher Erzählung

Und den Gesang und den Zorn der ao'nischen Mädchen gebilligt.

»Loben ist wenig«, – begann sie für sich – »selbst muß ich gelobt sein,

Und schwer büße die Schuld, wer Hohn spricht unserer Gottheit!«

Auf der Ara'chne Geschick, der Mäo'nerin, sinnt sie im Geiste,

Die, wie sie hatte gehört, an Lob in der Wollebereitung

Nicht nachstand ihr selbst. Nicht Ort, noch edele Herkunft,

Kunst nur brachte ihr Ruhm. Ihr Vater, aus Co'lophon I'dmon,

Tauchte die saugende Woll' in den Saft phocä'ischer Muscheln.

Tot war die Mutter bereits, doch die auch war aus dem Volke

Und mit dem Mann ganz gleich. Doch rings in den ly'dischen Städten

Hatte sich jene durch Fleiß denkwürdigen Namen erworben,

Ob auch niedrer Geburt sie bewohnte das kleine Hypä'pa.

Oftmals, dort zu besehn die bewundrungswürdige Arbeit,

Kamen die Nymphen herzu von den Weinhöh'n ihres Timo'lus,

Kamen entstiegen dem Fluß herzu die pacto'lischen Nymphen,[1]

Und nicht sahen sie bloß mit Ergötzen die fertigen Zeuge,

Auch die Fertigung selbst – so paarte Geschick sich mit Anmut –

Wenn zum Ballen zuerst sie vereinte die gröbere Wolle,

Wenn mit den Fingern den Stoff sie schlichtete, oder geschmeidig

Machte mit häufigem Strich dem Nebel vergleichbare Flocken,

Oder mit gleitendem Daumen umschwang die gerundete Spindel,

Oder wenn stickend sie saß; sie lernte, so schien es, von Pa'llas.

Doch sie leugnet erzürnt, daß Meisterin wäre die Göttin:

»Streite sie« – sprach sie – »mit mir! Nichts will ich bezwungen verweigern.«

Greisengestalt nimmt Pallas und fügt sich verstellt an die Schläfe

Trügliches Grau und stützt mit dem Stab die gebrechlichen Glieder.

Drauf hub also sie an: »Nicht bringen die höheren Jahre

Unannehmliches nur: es kommt mit dem Alter Erfahrung.

Unseren Rat nicht achte gering. Bei den Sterblichen magst du

Immer den größesten Ruhm in der Wollarbeit dir erstreben;

Weiche der Göttin jedoch und reuig erbitte Verzeihung

Für das vermessene Wort. Der Bittenden wird sie verzeihen.«

Grimm schaut jene sie an und läßt vom begonnenen Faden,

Und kaum haltend die Hand und Zorn in den Mienen bekennend

Gibt sie folgender Art der verkleideten Pallas zur Antwort:

»Arm an Verstand und geschwächt vom lastenden Alter erscheinst du.

Schlimm, wer gar zu lange gelebt. So fades Gerede

Höre, wenn eine du hast, die Schnur an oder die Tochter.

Rat schon find' ich genug in mir selbst. Daß deine Vermahnung

Fruchtete, wähne du nicht; wir bleiben bei unserem Sinne.

Warum kommt sie nicht selbst? Warum scheut jene die Wette?«

»Wohl«, – sprach Pallas –»sie kam.« Und der Greisengestalt sich begebend,

Stand als Göttin sie da. Ihr zollen die Nymphen Verehrung

Und die mygdo'nischen Frau'n; frei nur vom Schreck ist die Jungfrau.[2]

Aber sie ward doch rot, und von selbst ging über ihr Antlitz

Plötzliche Glut und schwand gleich wieder hinweg, wie in Purpur

Pflegt zu erscheinen die Luft, wenn früh Aurora heraufzieht

Und nach geringem Verzug abblaßt vor den Strahlen der Sonne.

Doch sie beharrt im Entschluß, und nach thörichter Palme begierig

Nennt sie in ihren Verderb. Nicht weigert sich Ju'piters Tochter,

Noch auch warnet sie mehr und verschiebt nicht länger den Wettstreit.

Ohne Verzug nun nehmen sie Stand an gesonderten Stellen,

Und jedwede bespannt mit feinstem Gespinste den Webstuhl.

Fest ist der Zettel am Baum und vom Rohre geschieden der Aufzug.

Zwischengefügt wird jetzt vom spitzigen Schiffchen der Einschlag,

Den abwickelt die Hand, und quer durch die Fäden gezogen

Von des gestoßenen Kamms durchbrochenen Zähnen verdichtet.

Beide beeilen das Werk und rühren, am Busen gegürtet,

Während die Müh' ihr Eifer verkürzt, die kundigen Arme.

Dort wird Purpur gewebt, der ty'rischen Kessel empfunden,

Schatten dazu so zart und kaum zu gewahrenden Wechsels,

Wie beim Regenerguß, wenn die Strahlen sich brechen, ein Bogen

Pflegt mit gewaltigem Runde zu zeichnen die Weite des Himmels;[3]

Licht erglänzten darin zahllose verschiedene Farben,

Doch die Veränderung selbst entgeht dem betrachtenden Auge:

So ist, was sich berührt, ganz gleich, das Entferntere ungleich.

Dort durchwirken sie auch mit geschmeidigem Golde die Fäden,

Und im Gewebe erhebt sich ein altertümlicher Inhalt.

Auf der cecro'pischen Burg stellt Pallas den Felsen des Ma'vors

Dar und aus früherer Zeit den Streit um den Namen des Landes.

Harrend in würdigem Ernst auf erhöheten Sesseln, in Mitten

Jupiter, sitzen die zwölf Unsterblichen. Jeden der Götter

Zeichnet besondere Gestalt. Hochherrlich ist Jupiters Aussehn.

Stehend erscheint der Beherrscher des Meers, und mit mächtigem Dreizack

Stößt er auf rauhes Gestein und lockt aus der Wunde des Felsens

Springende Flut, durch solchen Beweis die Stadt zu gewinnen.

Doch sich gibt sie den Schild und mit schneidender Spitze die Lanze

Und auf dem Haupte den Helm; die Brust ist beschützt von der Ä'gis.

Dar dann stellt sie im Bild, wie getroffen von ihr mit dem Speere

Zeugte das Land samt Beeren den Schoß des graulichen Ölbaums,

Und wie die Götter gestaunt. Ihr Sieg ist das Ende der Arbeit.

Daß an anderen auch des Ruhms Mitwerberin lerne,

Was sie zu hoffen als Lohn für solch unsinniges Wagnis,[4]

Fügt vier Wetten sie bei in gleichviel Ecken des Werkes,

Sichtlich in farbigem Glanz und in zierlichen Bildchen gezeichnet.

Rho'dope zeigt ein Winkel dem Blick und den thrakischen Hä'mos,

Frostige Höh'n nunmehr, doch vormals sterbliche Leiber,

Die sich zu nennen gewagt mit dem Namen der obersten Götter.

Aber ein anderer Teil enthält der pygmä'ischen Mutter

Trauriges Los. Die mußte, besiegt in der Wette, zum Kranich

Werden auf Ju'no's Geheiß und bekriegen das eigene Völklein.

Auch Anti'gone's Bild ist gewirkt, die sich mit der Gattin

Jupiters einst zu messen gewagt. Die Königin Juno

Schuf zum Vogel sie um. Nicht I'lion mochte sie schützen,

Vater Lao'medon nicht, daß nicht sie in weißem Gefieder

Beifall gebe sich selbst als Storch mit dem klappernden Schnabel.

Die von den Ecken noch frei, nimmt Ci'nyras auf den verwaisten:

Der hält jammernd umfaßt die Stufen des Tempels, der Tochter[5]

Glieder zuvor, und scheint auf die Steine gesunken zu weinen.

Außen umgibt sie den Rand mit des Ölbaums friedlichen Zweigen.

Das ist der Schluß und sie endet das Werk mit dem heiligen Baume.

Doch die Mäonerin malt Euro'pa, berückt von des Stieres

Trugbild. Wirklich erschien der Stier und wirklich die Meerflut.

Nach dem verlassenen Land – so wähnte man – blickte die Jungfrau,

Und man ersah, wie sie rief die Gefährtinnen und die Berührung

Scheute der hüpfenden Flut und die furchtsame Sohle zurückzog.

Auch Aste'rie malt sie, gefaßt von dem ringenden Adler;

Le'da bildet sie auch, wie der Schwan sie deckt mit den Flügeln;

Dann, wie Jupiter, sich in der Hülle des Sa'tyrs versteckend,

Füllte mit doppelter Frucht die reizende Tochter des Ny'cteus;[6]

Wie er Amphi'tryon war, da er dir, Tiry'ntherin, nahte;

Wie er zur Da'naë kam als Gold, als Feuer Ägi'na,

De'o's Tochter als Schlang', als Hirt Mnemo'syne täuschte.

Dich auch zeigt sie, Neptu'nus, gesellt zur äolischen Jungfrau,

Die als grimmiger Stier du gewannst. In Gestalt des Eni'peus

Zeugst du Alo'eus' Geschlecht, bist Widder der Bisalti'de.[7]

Sie auch, golden an Haar, der Frucht allgütige Mutter,

Fühlt dich als Roß; dich fühlt als Vogel die schlangenbehaarte

Mutter vom fliegenden Pferd; als Delphin auch fühlt dich Mela'ntho.

Allen verleiht sie treue Gestalt und bildet die Gegend

Ebenso treu. Da steht auch Phö'bus in bäurischer Bildung;

Hier mit der Hülle vom Leu, dort mit dem Gefieder des Habichts;

Wie er berückt als Hirt die Tochter des Ma'careus, I'sse;

Wie als Traube verstellt Eri'gone Li'ber betrogen;[8]

Wie Satu'rnus gezeugt als Roß den zwiefachen Chi'ron.

Wo an dem äußersten Rand sich schmal ein Streifen herumzieht,

Webt noch Blumen sie ein durchflochten mit Epheuranken.

Nicht kann Pallas das Werk, nicht kann es verkleinern die Mißgunst.

Aber es kränkt der Erfolg die männliche blonde Minerva,

Und sie zerreißt das bunte Gewirk, die himmlischen Laster,

Und wie gerade sie hielt vom cyto'rischen Berge das Webschiff,

Schlug sie drei, viermal auf die Stirne die Tochter des I'dmon.

Nicht trägt jene die Schmach, und sie schnürt sich entschlossen die Kehle

Zu mit dem Strick. Mitleidig erlöst die Hangende Pallas:

»Lebe denn« – sagte sie – »fort, doch ständig, du Frevlerin, hange,

Und dies selbe Gericht, daß nicht dich getröste die Zukunft,

Sei auch deinem Geschlecht und den spätesten Enkeln gesprochen.«

Und sie besprengt mit dem Saft hekate'ischen Krautes im Weggehn

Jener den Leib, und sofort, wie das traurige Gift sie berührte,

Schwinden die Haare hinweg und die Nase zugleich und die Ohren.

Klein einschrumpfet das Haupt, und klein wird alles am Körper;

Schmächtige Finger bekommt an der Stelle der Beine die Seite;

Sonst ist alles nur Bauch. Aus dem noch sendet sie immer

Fäden und fügt mit Fleiß als Spinne die alten Gewebe.

Durch ganz Ly'dien geht und Phry'giens Städte die Kunde

Solchen Geschicks und erfüllt mit Gerede die Weite der Länder.

Ni'obe hatte gekannt die Gewandelte vor der Vermählung,

Als in Mäo'nien noch am Si'pylus wohnte die Jungfrau.[9]

Doch nicht ward sie gemahnt von der Strafe der Landesgenossin,

Himmlischen nachzustehn und minder vermessen zu reden.

Vieles erweckte den Stolz; doch weder die Künste des Gatten,

Noch ihr beider Geschlecht und die Größe des mächtigen Reiches

Freueten so ihr Gemüt, obwohl das alles sie freute,

Wie der Kinder Besitz, und Ni'obe wäre von allen

Glücklichste Mutter genannt, wenn nicht sie sich selbst es geschienen.

Denn des Tire'sias Kind, die zukunftwissende Ma'nto,

Schritt in den Gassen einher, weil göttlicher Drang sie ergriffen,

Mit dem begeisterten Ruf: »Kommt, all' ihr isme'nischen Weiber,

Bringt der Lato'na zugleich und den beiden Latonagezeugten

Rauch mit frommem Gebet, und das Haar durchflechtet mit Lorbeer.

Solches gebeut Latona durch mich.« Die thebanischen Frauen

Folgen gesamt, und geschmückt mit gebotenem Laube die Schläfe

Bringen sie heiligem Brand Weihrauch und bittende Worte.

Da kommt Niobe her, umringt von der Schar des Gefolges,

Prächtig im phrygischen Kleid, das reich mit Golde durchwirkt war.

Schön, soweit es der Zorn zuließ, und bewegend das schmucke

Haupt mit dem lockigen Haar, das über die Schultern herabfiel,

Stand sie, gehoben das Haupt, und rief, stolz wendend die Blicke:

»Welch ein verblendeter Wahn, den gesehenen Göttern gehörte

Vorzuziehn! Warum ist Latona geehrt an Altären,

Und mir huldigt ihr nicht mit Weihrauch? Mir ist der Zeuger

Ta'ntalus, welcher allein zum Mahl mit den Göttern gesessen.

Nah den Pleja'den verwandt ist die Zeugerin. A'tlas der starke

Ist mein Ahn, der trägt mit dem Nacken die Axe des Äthers.[10]

Jupiter auch ist mein Ahn, und ich rühme mich seiner als Schwähers.

Mich scheut Phrygiens Volk; mir steht zu Gebote des Ka'dmus

Königssitz, und die Mauern, gefügt von den Saiten des Gatten,

Werden beherrscht von mir und dem Mann mit den Stämmen des Landes.

Wohin immer den Blick in den Räumen des Hauses ich wende,

Stellt unendliches Gut sich dar. Auch blühende Schönheit,

Göttinnen ziemend, ist mein, und Jünglinge sieben und Töchter

Gleichviel rechnet dazu und bald Eidame und Schnuren.

Fragt denn nun, ob der Grund zu unserem Stolze berechtigt,

Und dann wagt es und zieht mir vor die Titane Latona,

Die ein Cö'us gezeugt und der die geräumige Erde,

Als in den Nöten sie war, die kärgliche Stätte verweigert.

Himmel und Wasser und Land war euerer Göttin verschlossen,

Und es verstieß sie die Welt, bis der Schweifenden De'los in Mitleid

Zurief: ›Fremd irrst du auf dem Festland, ich in den Wogen!‹

Und ihr bewegliche Statt einräumete. Mutter von zweien

Wurde sie dort: das ist von meinen Geburten ein Siebteil.

Mein ist das Glück, – wer leugnet es wohl? – und glücklich verbleib' ich:

Des auch bin ich gewiß. Mich sichert die Fülle des Segens;

Ich bin höher, als daß Fortu'na vermöchte zu schaden.[11]

Vieles entreiße sie mir, viel mehr doch muß sie mir lassen.

Über die Furcht ist hinaus mein reicher Besitz. Und gesetzt auch,

Einige könnt' ich vielleicht einbüßen vom Heere der Kinder,

Nie doch werd' ich so arm, daß zwei nur blieben, Latona's

Sämtliche Schar. Wie viel sind die wohl besser als keine?

Lasset den heiligen Dienst! Schnell geht und leget den Lorbeer

Ab von dem Haupt!« Sie legen ihn ab und lassen die Feier;

Aber mit stillem Gebet – das dürfen sie – flehn sie zur Gottheit.

Zorn ist der Göttin erregt, und hoch auf dem Gipfel de Cynthus

Trat sie den Zwillingen nah und sprach nachfolgende Worte:

»Ich, die Mutter ihr nennt, die stolz auf eure Geburt ist

Und nur Juno allein, sonst keiner der Göttinnen nachsteht,

Soll nicht Göttin sein, und von immer geehrten Altären

Werd' ich verdrängt, o Kinder, wenn ihr nicht meiner euch annehmt.

Nicht das kränkt mich allein; auch Schmähungen fügte zum Frevel

Tantalus' Tochter hinzu, und unter die eigenen Kinder

Stellte sie euch, und verwaist – das falle zurück auf sie selber –

Nannte sie mich und bewies, die Verruchte, die Zunge des Vaters.«

Bitten mit diesem Bericht noch wollte vereinen Latona.

»Laß« – sprach Phöbus – »Verzug nur brächte der Strafe die Klage.«

Phöbe stimmet ihm bei; und in schleunigem Flug durch die Lüfte

Hatten, in Wolken gehüllt, sie erreicht die kadmei'sche Feste.

Weithin dehnte sich aus an den Mauern ein offenes Blachfeld,

Fort und fort von den Rossen gestampft, wo der Räder Getümmel

Und der zermalmende Huf daliegende Schollen gelockert.

Mutige Rosse besteigt von den sieben Erzeugten Amphions

Dort ein Teil, und von tyrischem Stoff rotglänzenden Rücken

Sitzen sie auf und lenken von Gold schwer wiegende Zügel.

Jetzt, wie einer davon, den einst als früheste Bürde

Niobe trug, Isme'nos, den Lauf des trabenden Tieres

Hielt im gemessenen Kreis und das schäumende Maul ihm bezähmte,[12]

Rief er: »Wehe mir!« aus und trug in der Mitte des Busens

Haftenden Pfeil, und aus sterbender Hand loslassend die Zügel

Sank er vom Bug rechtshin allmählich hinab auf die Seite.

Si'pylus, diesem zunächst, der hörte das Klirren des Köchers,

Floh, die Zügel verhängt, wie der Steuerer, ahnend das Wetter,

Flieht, wenn er schaut das Gewölk und alle die hangenden Linnen

Läßt von den Raaen herab, auf daß kein Lüftchen entschlüpfe.

Aber der Jagende ward von dem unvermeidlichen Pfeile

Dennoch erreicht, und zitternd am Schaft saß oben im Nacken

Fest das Geschoß, und nackt stand vor aus der Kehle das Eisen.

Vorgeneigt, wie er war, stürzt über die Mähn' am gestreckten

Hals er hinab und befleckt mit rauchendem Blute die Erde.

Tantalus, der von dem Ahn den Namen geerbt, und der arme

Phä'dimus hatten gerad', einstellend bisherige Übung,

Sich zu der Jünglinge Lust, zum glänzenden Ringen gewendet,

Und schon hielten sie sich und rangen in enger Umschlingung,

Brust anstemmend an Brust, als, sausend vom schnellenden Strange,

So wie sie waren verschränkt, ein Pfeil durchbohrte die beiden.

Beide stöhnten zugleich; die im Schmerz sich windenden Glieder

Ließen sie sinken zugleich und verdrehten, gestreckt an den Boden,

Sterbend die Augen zugleich und verhauchten die Seele gemeinsam.

Diese gewahrt Alphe'nor, und wund sich schlagend den Busen

Eilt er hinzu, im Umfahn die erkalteten Glieder zu heben.

Er auch fällt bei dem liebenden Dienst; denn der delische Jüngling

Bohrt in die innerste Brust ihm das unheilschwangere Eisen.

Mit dem entzogenen geht ein Stück von der Lunge, am Haken

Haftend, heraus, und das Blut strömt aus in die Luft mit dem Leben.

Doch nicht warf in den Staub einmaliger Schuß Damasi'chthon

Wallenden Haars. Ihn traf das Geschoß am beginnenden Schenkel,

Wo sich das sehnige Knie einbiegt zur weichen Vertiefung.

Während herauszuziehn er versucht die verderbliche Waffe,

Dringt ihm ein anderer Pfeil in den Hals bis an das Gefieder.[13]

Wieder hinaus stößt diesen das Blut, und im treibenden Sprudel

Spritzt es empor und zerteilt weithin mit dem Strahle die Lüfte.

Der noch übrig allein, Ili'oneus streckte die Arme

Flehend umsonst und rief: »O, all ihr Götter gemeinsam«, –

Wußt' er doch nicht, daß Gebet nicht wäre von nöten zu allen –

»Schonung!« Gerührt war jetzt, da er längst nicht konnte das Eisen

Hemmen, der schießende Gott; doch litt von gelindester Wunde

Jener den Tod, denn es schnitt in das Herz nur wenig die Spitze.

Jammer des Volks und Gerücht von dem Leid und der Ihrigen Thränen

Brachten vom plötzlichen Fall bald sichere Kunde der Mutter,

Und sie erstaunt, daß solches vermocht die Götter, und eifert,

Daß sie es hätten gewagt, daß soviel Recht sie besäßen.

Denn der Gemahl Amphion, die Brust durchstoßen vom Stahle,

Hatte verscheidend zugleich mit dem Leben geendet die Trauer.

Wie war Niobe jetzt der andern Niobe ungleich,

Die noch eben das Volk wegtrieb von Latona's Altären

Und in der Mitte der Stadt mit erhobenem Nacken einherschritt,

Weckend der Ihrigen Neid, nun mitleidswürdig dem Feinde.

Über die Leichname wirft sie sich hin, und ohne zu wählen

Spendet sie Küss' umher an alle die Söhne zum Abschied.

Dann zum Himmel gestreckt die geröteten Arme beginnt sie:

»Weide dich nun an unserem Schmerz, grausame Latona;

Labe das harte Gemüt! Ich werde getragen in sieben

Leichen zu Grab. Frohlock' und jauchze, du siegende Feindin.

Doch wie, Siegerin du? Mir bleibt mehr übrig im Elend,

Als dein eigen im Glück. Nach soviel Leichen noch sieg' ich.«

Niobe sprach's. Da tönt am gespanneten Bogen die Sehne,

Daß jedweder erbebt, nur Niobe nicht, vor Entsetzen.

Unglück hat sie gestählt. In schwarze Gewänder gekleidet

Standen mit hangendem Haar an den Bahren der Brüder die Schwestern.[14]

Eine davon, ausziehend den Pfeil, der stak im Geweide,

Starb verblutend dahin, auf den Bruder gesenkt mit dem Antlitz.

Eine, zu trösten bemüht die unglückselige Mutter,

War urplötzlich verstummt, und gekrümmt von verborgener Wunde

Hielt sie die Lippen gepreßt, bis daß ihr entflohen der Atem.

Fliehend umsonst sank diese dahin; auf der Schwester verhauchte

Jene den Geist; die hält sich versteckt; die irrt in Verzweiflung.

Sechs nun litten den Tod, an verschiedenen Wunden erlegen;

Nur die Letzte verblieb, die ganz mit dem Leibe die Mutter,

Ganz mit dem Kleide bedeckt. »O, laß mir die eine, die jüngste!« –

Ruft sie – »Eine ja nur von den Vielen, die jüngste begehr' ich.«

Während sie fleht, sinkt auch die Erflehete. Zwischen den Toten

Saß sie vereinsamt da, bei dem Mann, den Söhnen und Töchtern

Und ward starr von dem Weh. Kein Haar regt wehender Luftzug;

Blutesberaubt ist bleich das Gesicht; aus traurigen Wangen

Stiert unthätiger Blick. Nichts Lebendes ist an dem Bilde.

Auch die Zunge sogar wird mit dem erharschenden Gaumen

Innen zu Stein, und den Adern gebricht das Vermögen zu schlagen.

Nicht mehr beugt sich der Hals; nicht dreht sich der Arm im Gelenke,

Noch kann schreiten der Fuß, und Gestein auch sind die Geweide.

Doch hat Thränen sie noch, und ein Wirbel gewaltigen Sturmes

Reißt sie zum Heimatland. Dort, fest auf dem Gipfel des Berges,

Steht sie und ringt und Zähren verströmt noch heute der Marmor.

Da nun fürchten gesamt so Männer wie Frauen der Gottheit[15]

Sichtbar rächenden Zorn, und eifriger dienend verehren

Alle die göttliche Macht der Zwillingsmutter Latona.

Und, wie es geht, man kommt von dem Neuen auf Altes zu sprechen.

Einer von ihnen beginnt: »In des fruchtbaren Lykiens Äckern

Trotzeten auch vordem nicht straflos Bauern der Göttin.

Zwar ist's wenig bekannt ob des niedrigen Standes der Männer,

Doch merkwürdig genug. Selbst sah ich den See und die Stätte,

Wo sich das Wunder begab. Mir hatte der Vater befohlen,

Schon zu alt und zum Weg untüchtig, erlesene Rinder

Herzuholen von dort, und mir als Führer gegeben

Einen vom Lykiervolk. Als wir durchschritten die Triften,

Sieh, da stand inmitten des Sees, von der Asche der Opfer

Schwarz, ein alter Altar, umgeben von schwankendem Rohre.

Stehn blieb jener und sprach: ›Sei gnädig!‹ mit scheuem Geflüster,

Und ich sprach es ihm nach: ›Sei gnädig!‹ mit gleichem Geflüster.

Ob den Naja'den der Herd, ob Fau'nus gehörete, fragt' ich,

Ob einheimischem Gott, und also versetzte der Fremde:

›Diesen Altar hat nicht, o Jüngling, inne ein Berggott:

Für sie steht er erhöht, der Juno die Königin weiland

Untersagte die Welt, der Zuflucht kaum auf der Irrfahrt

Delos die irrende gab, als leicht noch die Insel umherschwamm.

Dort kam endlich, gestemmt an der Pallas Baum und die Palme,

Der Stiefmutter zum Trotz mit Zwillingen nieder Lato'na.

Aber von dort auch floh vor Juno die Wöchnerin, sagt man,

Während sie trug an der Brust die beiden unsterblichen Kinder.«[16]

Lykiens Fluren betrat, das Land der Chimä'ra, die Göttin,

Matt von der langen Beschwerde: sie lechzte, da drückende Sonne

Sengte das Feld, vor Durst von der dörrenden Glut des Gestirnes,

Und leer hatten die Brust ihr gesogen die hungrigen Kinder.

Sieh, da zeigt sich dem Blick mit mäßigem Wasser ein Weiher

Unten im Thal. Dort sammelten ein Landleute mit Binsen

Buschiges Weidengesträuch und sumpfanwohnendes Schilfrohr.

Dahin lenkte den Schritt die Titane und beugte zur Erde

Nieder das Knie, zum Trunk sich kühlende Wellen zu schöpfen.

Aber das Landvolk wehrt. Zu den Wehrenden redet die Göttin:

»Wasser verweigert ihr mir? Zu aller Gebrauch ist das Wasser.

Sonne und Luft schuf nicht die Natur zu besondrem Besitze,

Noch das flüssige Naß. Ich kam zum gemeinsamen Gute.

Dennoch fleh' ich zu euch: O gebt es mir! Nicht ja gedacht' ich

Hier zu spülen den Leib und die abgematteten Glieder,

Sondern zu löschen den Durst. Dem Mund fehlt Feuchte zum Reden;

Trocken ist Gaumen und Schlund, und kaum ist Weg für die Stimme.

Trunk wird Nektar mir sein, und daß ich das Leben empfangen,

Werd' ich bekennen mit Dank. Ihr gebt mir im Wasser das Leben.

Sie auch rühren euch wohl, die an meinem Busen die Ärmchen

Halten gestreckt.« Und gerad' ausstreckten die Arme die Kleinen.

Wen nicht hätten gerührt die dringlichsten Bitten der Göttin?

Aber der Haufe beharrt bei der Weigerung; scheltende Worte

Fügen sie zu und drohn, wenn nicht sie hinweg sich begebe.

Solches genügt noch nicht: sie machen mit Händen und Füßen

Trübe den See auch selbst, und mit Bosheit übenden Sprüngen

Wühlen sie hier und dort aus dem Grunde den weichen Morast auf.

Durst wich nun vor dem Zorn. Nicht flehte die Tochter des Cö'us

Mehr die Verworfenen an, und unter der Würde der Göttin

Redete länger sie nicht. Zu den Sternen gehoben die Hände

Sagte sie: »Lebt denn hier für ewige Zeit in der Lache!«[17]

Und es geschah, wie die Göttin gewünscht. Im Wasser zu weilen

Freut sie und bald mit dem Leib ganz unterzutauchen im Sumpfe,

Jetzo hervorzustrecken das Haupt, bald oben zu schwimmen,

Oft an dem Ufer des Teichs zu sitzen und oft in die kalte

Lache zurückzuspringen in Hast. Schmähsüchtige Zungen

Üben sie jetzt auch noch und schreien mit schamloser Frechheit;

Ob auch Wasser sie deckt, keck zanken und keifen sie immer.

Heiser erschallt ihr Ruf, und es schwillt der geblähete Hals auf;

Ihr weitoffenes Maul dehnt Lästerung noch in die Weite.

Schulter berührt sich und Kopf, und der Hals scheint mitten zu fehlen.

Grün ist der Rücken und weiß der Bauch, an dem Leibe das Größte,

Und so hüpfen sie nun als Frösch' im schlammigen Wasser.

Als das endliche Los der Leute vom lykischen Volke

Also einer erzählt, da gedenkt ein and'rer des Sa'tyrs,

Der, auf tritonischem Rohr dem Sproß der Lato'na erlegen,

Züchtigung litt. »Warum entziehst du mich« – schrie er – »mir selber?[18]

Ach, mich gereut's! Soviel ist ja nicht an der Flöte gelegen.«

Während er schreit, ist die Haut ihm über die Glieder gezogen.

Wunden bedecken ihn ganz, und das Blut strömt über und über.

Offen und bloß sind die Nerven zu sehn; die zuckenden Adern

Schlagen, der Hülle beraubt, und die wallend bewegten Geweide

Konnte man zählen genau und der Brust durchscheinende Fasern.

Thränen vergossen des Hains Gottheiten, die ländlichen Faune,

Satyrn, die Brüder, um ihn und der schon ruhmreiche Oly'mpus

Samt dem Nymphengeschlecht, und wer nur dort im Gebirge

Weidete wolliges Vieh und hörnergewaffnete Rinder.

Aber das fruchtbare Land ward feucht, und die fallenden Thränen

Sog es hinab und schlürfte sie ein in die untersten Adern.

Dort ward Wasser daraus; das quoll an die ledigen Lüfte;

Dann zu dem stürmischen Meer hinstrebend in hangenden Ufern

Heißt es der Ma'rsyasfluß, von den phrygischen Strömen der klarste.

Gläubig vernahm es das Volk; dann kehrt man zum nahen Begebnis

Wieder und klagt um den Fall Amphions und seines Geschlechtes.

Niobe nur trifft Haß. Auch jetzt noch ward sie von einem,

Sagt man, von Pe'lops beweint, der, als er das Kleid von dem Busen[19]

Wegzog, Elfenbein ließ sehn an der linken der Schultern.

Die war früher zur Zeit der Geburt gleichfarbig der rechten

Schulter und auch von Fleisch. Bald, heißt es, zerstückt von dem Vater,

Wurden die Glieder vereint von den Göttern, und alles das andre

Fanden sie, aber das Stück, das zwischen dem Arm und dem Halse,

Fehlete. Elfenbein ward an des verlorenen Teiles

Stelle gesetzt und also ergänzt der verjüngete Pelops.

Edele kamen zu ihm ringsher, und die Städte der Nähe

Baten, mit Troste zu nah'n dem Trauernden, ihre Gebieter:

A'rgos und Spa'rta zugleich mit dem Pelopssitze Myce'nä,

Ca'lydon, die noch nicht von der grimmen Dia'na gehaßt war,

Auch Orcho'menos reich an Frucht und die starke Messe'ne,

Pa'trä, Cori'nthus berühmt durch Erz, und die kleine Cleo'nä,[20]

Py'los des Ne'leus Stadt, noch nicht Pitthe'isch Tröze'ne,

Alle, die sonst abschließet das Doppelgestade des Isthmus.

Oder die außen erblickt das Doppelgestade des Isthmus.

Doch wer hätt' es gedacht? Du nur warst säumig, Athe'nä.

Krieg hielt ab von dem schuldigen Dienst. Auf dem Meere gekommen

Setzte barbarisches Volk in Schreck die mopso'pischen Mauern;

Te'reus aber, der Fürst der Thraker, mit helfenden Waffen

Trieb sie hinweg und gewann durch den Sieg hochglänzenden Namen.

Ihn, der reich an Gebiet und Mannen vom großen Gradi'vus

Selber das starke Geschlecht herleitete, wählte zum Eidam

König Pandi'on und gab ihm Pro'cne. Doch nicht Hymenä'us,

Ju'no die ehliche nicht, noch die Grazie stand bei dem Lager:

Furien hielten vom Brand der Bestattung genommene Fackeln,

Furien richteten zu das Bett. Ein verrufener Uhu

Hockt' auf dem Dach und saß auf dem Giebel der bräutlichen Kammer.

Schrecknis dräute beim Fest, das Procne vereint mit Tereus;

Schrecknis dräut', als Mutter sie ward. Glück wünschete freilich

Thrakiens Volk, und sie selbst auch dankten den Göttern und hießen

Festlich begehen den Tag, da die Tochter des Königs Pandion

Freite der mächtige Fürst, und jenen, da I'tys geboren.

Also ruhet in Nacht, was frommt. Schon war vom Titanen[21]

Durch fünf Herbste geführt die Zeit des erneuerten Jahres,

Als mit bittendem Mund dem Gemahl so schmeichelte Procne:

»Hast du mich lieb, laß mich entweder besuchen die Schwester,

Oder sie komme zu mir. In kurzem, versprichst du dem Schwäher,

Kehre sie wieder zurück. Vergönnst du die Schwester zu schauen,

Dank' ich es dir wie ein Göttergeschenk.« Er gebeut in die Meerflut

Niederzuziehen den Kiel und fährt mit Segel und Ruder

In die Cecro'pische Bucht und berührt die piräische Küste.

Als er zum Schwäher gelangt, fügt sich in die Rechte die Rechte,

Und das Gespräch hebt an, und auf Glück schien alles zu deuten.

Kaum erst hatte den Grund des Besuchs und der Gattin Begehren

Jener gesagt und gelobt der Gesendeten baldige Heimkehr:

Sieh' da kommt glanzreich in prächtigem Schmuck Philome'la,

Reicher an Schönheit noch, so wie zu vernehmen wir pflegen,

Daß sich Naja'den ergehn und Drya'den in Mitte der Wälder,

Wenn nur ähnliche Tracht und Schmuck du ihnen verleihest.

Wie er die Jungfrau sieht, brennt Tereus ähnlich im Innern,

Wie wenn einer vielleicht anzündete gelbliche Ähren

Oder getrocknetes Laub und Heu auf dem Boden verbrennte.

Lockend ist schon die Gestalt. Doch angeborne Begierde

Stachelt ihn auch; denn geneigt ist das Volk zum Dienste der Ve'nus

Dort in dem Land. Durch Hang des Stamms und durch eigenen glüht er.

Reg' ist gleich der Entschluß zu bestechen die Hut der Begleiter

Und der Erzieherin Treu' und die Jungfrau selbst zu gewinnen

Durch unendliches Gut und sogar sein Reich zu vergeben

Oder zu rauben das Weib und im trotzigen Krieg zu behaupten.

Nichts ist, was er, gedrängt von dem zügellosen Verlangen,

Scheuete; Raum hat nicht in der Brust die verschlossene Flamme.

Schwer schon fällt ihm Verzug, und er kommt mit begehrlichem Munde[22]

Wieder auf Procne's Wunsch und betreibt für jene den eignen.

Sehnsucht macht ihn beredt, und so oft er drängte mit Bitten

Über Gebühr, gab immer er vor, so wolle es Procne.

Thränen vergoß er dazu, als heischt' auch diese der Auftrag.

O, ihr Götter, wie blind hält sterbliche Herzen befangen

Finstere Nacht! Da Frevel allein er sinnet, erscheinet

Tereus bieder und treu und gewinnet noch Lob von der Arglist.

Selber begehrt Philomela es auch; um die Schultern des Vaters

Schlinget sie zärtlich den Arm und bittet ihn dringend bei ihrem

Heil und gegen ihr Heil, daß sie dürfe besuchen die Schwester.

Tereus schauet sie an und schwelgt mit Blicken im voraus,

Und wie die Küsse er sieht und die Arme geschmiegt um den Nacken,

Wird das alles für ihn wie Stachel und Zunder und Nahrung

Liebender Wut, und so oft Philomela umarmte den Vater,

Wünscht' er der Vater zu sein, denn so auch sänn' er Verruchtes.

Einigen Bitten der Zwei willfahrt der Erzeuger, und freudig

Sagte die Tochter ihm Dank und wähnte, die Arme, gelungen

Ihr und der Schwester zum Heil, was beiden sich wandte zum Unheil.

Schon war wenige Müh' noch übrig dem Sol, und die Rosse

Stampften mit kräftigem Hufe die Bahn am geneigten Oly'mpus.

Königlich steht auf den Tischen das Mahl, und die Gabe des Bacchus

Blinket in Gold; dann gibt man die Glieder dem friedlichen Schlummer.

Doch der odry'sische Fürst, obwohl allein im Gemache,

Lodert für sie, und Gesicht und Bewegung und Hände sich denkend

Bildet er, was noch nicht er gesehn, nach Gefallen und nähret

Selber die brennende Lust, da den Schlaf wegscheuchte die Sorge.

Tag war's. Jetzo empfahl Pandi'on dem scheidenden Eidam,

Herzlich ihm drückend die Hand, die Gefährtin mit quellenden Thränen:

»Diese, mein teuerer Sohn, da mich zwingt nachgebende Liebe,

Da sie beid' es gewollt, du, Tereus, auch es gewollt hast,

Geb' ich dir mit. Bei Treu' und Verwandtschaft und bei den Göttern

Bitt' ich flehentlich dich: wie ein Vater beschütze sie liebreich,

Und, die der süßeste Trost für mich im bekümmerten Alter,

Schicke sie baldigst zurück – lang wird uns jeder Verzug sein.

Du auch kehre mir bald, – denn genug, daß fern ist die Schwester –[23]

Wenn du irgend mich liebst, bald kehre zurück, Philomela!«

Also mahnte der Greis und bedeckte mit Küssen die Tochter,

Und mild rannen herab bei dem Auftrag reichliche Thränen.

Dann von beiden verlangt' er zum Pfande der Treue die Rechte,

Nahm und fügete sie in einander und hieß in der Ferne

Grüßen die Tochter von ihm und den Enkel gedenksamen Mundes.

Scheidend sprach er mit Müh: »Leb' wohl!« da Schluchzen die Stimme

Drängte zurück, und erschrak vor den Ahnungen seines Gemütes.

Als Philomela den Bord des bemaleten Schiffes bestiegen,

Und durch Rudern das Meer nah kam, und die Küste zurückwich,

Rief der Barbar: »Wir haben gesiegt: mit fährt die Ersehnte!«

So frohlockt er und kann dem Gelüst kaum länger verschieben

Seinen Genuß und verwendet von ihr nun nimmer das Auge:

Ähnlicher Art, wie wenn mit den Krallen der raubende Vogel

Jupiters niedergesetzt im erhabenen Horste den Hasen –

Nirgends ist möglich die Flucht, und die Beute betrachtet der Räuber.

Nun war zu Ende die Fahrt, und sie waren gestiegen vom müden

Kiel an den heimischen Strand; da bringt zum entlegenen Hofe

Mitten im düsteren Wald Pandions Tochter der König.

Dort, wie sie zagend erblaßt und zittert und alles befürchtet

Und schon fragt, wo die Schwester denn sei, mit rinnenden Zähren,

Schließt er sie ein und verstellt sich nicht und bewältigt die Jungfrau,

Wie sie allein, ob auch zum öfteren jene den Vater

Rief und die Schwester umsonst und zumeist die waltenden Götter.

Siehe, sie bebt wie ein ängstliches Lamm, das wund aus des Wolfes

Grimmigem Rachen befreit noch nicht sich sicher bedünket,

Und wie die Taube, benetzt am Gefieder vom eigenen Blute,

Noch sich entsetzt und bangt vor den Krallen, darin sie verstrickt war.

Bald, wie Besinnung gekehrt, zerrauft sie das fliegende Haupthaar

Nach Leidtragender Art und schlägt wehklagend die Arme,

Streckt die Hände empor und ruft: »Ha, gräßliche Schandthat!«[24]

Ha grausamer Barbar! Nicht konnte des Vaters Ermahnung,

Die er mit Thränen dir gab, noch Sorge der Schwester dich rühren,

Noch die ehliche Pflicht, noch auch jungfräuliche Reinheit!

Du hast alles verstört. Mitbuhlerin ward ich der Schwester,

Du zwiefacher Gemahl, daß Procne Feindin mir sein muß.

Nimm dies Leben mir auch, auf daß, Treuloser, dir bleibe

Nicht Ruchloses zu thun! O, hättest du vor der Entehrung

Schon es gethan! Frei wäre von Schuld dort unten mein Schatten.

Wenn die Götter jedoch dies schau'n, wenn göttliches Walten

Irgend besteht, wenn nicht mit mir nun alles vorbei ist,

Büßest du mir, wann immer es sei. Selbst will ich verkünden,

Ohne zu achten der Scham, wie du freveltest. So es nur möglich,

Tret' ich unter das Volk, und bleib' ich umschlossen vom Walde,

Will ich erfüllen den Wald und bewegen die wissenden Felsen,

Daß es der Äther vernimmt und wenn irgend ein Gott in dem Äther.‹

Als darob sich geregt in dem wilden Tyrannen der Jähzorn

Und nicht minder die Furcht, da macht er, gestachelt durch beides,

Frei von der Scheide das Schwert, das er trug vom Gurte gehalten,

Und sie ergreifend am Haar und zurück ihr beugend die Arme,

Zwängt er in Banden sie ein. Darreichte den Hals Philomela,

Die vom gesehenen Schwert den Tod zu empfangen vermeinte;

Aber wie fort und fort sie entrüstet den Namen des Vaters

Ruft und zu reden sich müht, hat weg mit dem Schwert er die Zunge,

Die mit der Zang' er gepackt. Schnell zucket die Wurzel der Zunge;

Aber sie selbst liegt zitternd und lallt zur dunkeln Erde;

Wie sich hüpfend beweget der Schwanz der zerhauenen Natter,

Zappelt sie noch und sucht hinsterbend der Eignerin Spuren.[25]

Auch nach der schändlichen That – kaum kann ich es glauben – erzählt man,

Hab' er die Lust noch öfter gebüßt am verstümmelten Körper.

Heimzukehren vermag er nach solchem Beginnen zu Procne.

Die fragt, wie den Gemahl sie erblickt, nach der Schwester, und jener

Seuft in geheucheltem Schmerz und erzählt ihr erlogenes Ende.

Glauben gewann durch Thränen das Wort. Da reißt von den Schultern

Procne herab ihr Kleid, das glänzte von goldenen Streifen,

Hüllt sich in schwarzes Gewand und errichtet ein lediges Grabmal

Und bringt Sühnungen dar den erdichteten Manen und trauert

Um der Schwester Geschick, die so nicht war zu betrauern.

Sol, vollendend das Jahr, war durch zwölf Zeichen gegangen.

Was soll thun Philomela? Die Flucht ist versperrt von der Wache;

Fest aus Steinen gefügt stehn starr die Mauern des Hofes;

Stumm ist der Mund und versagt Anzeige der That. Doch im Schmerze

Wird sinnreich der Verstand und erfinderisch machen die Leiden.

Aufzug spannte sie schlau an den Baum des barbarischen Webstuhls.

Und in das weiße Geweb' einfügte sie purpurne Züge,

Kund zu geben den Greul. Dann gab sie vollendet es einer,

Die mit Gebärden sie bat, es der Herrin zu bringen. Zu Procne

Trägt sie's, wie ihr Begehr, und weiß nicht, was sie ihr bringe.

Jetzt entfaltet den Stoff des grausen Tyrannen Gemahlin,

Und sie gewahrt und liest die erschreckliche Kunde der Schwester,

Und – wer hielt' es für möglich? – sie schweigt. Schmerz schloß ihr die Lippen;

Worte, genügend dem Grimm, kann nicht auffinden die Zunge;

Auch ist der Lauf den Thränen versagt, und sie rast mit dem Unrecht[26]

Blind zu verwirren das Recht, und lebt in Gedanken der Rache.

Grade genaht war die Zeit, wo sitho'nische Frauen des Ba'cchus

Dreijahrfeier begehn. Die Nacht ist Vertraute des Festes.

Nachts hallt Rho'dope rings vom Geklirr helltönigen Erzes;

Nachts entschreitet dem Hause die Königin, und sie bequemt sich

Ganz dem göttlichen Brauch und empfängt die tollen Geräte.

Weinlaub deckt ihr das Haupt; ein übergeworfenes Hirschfell

Hängt von der Linken herab, und der Stab ruht leicht auf der Schulter.

Mit dem begleitenden Schwarm rennt Procne in schrecklicher Wildheit

Durch die Wälder einher, und von Wut des Schmerzes getrieben

Heuchelt sie bacchische Wut. Zu dem einsam liegenden Hofe

Kommt sie zuletzt, heult auf, schreit Euhö! bricht durch die Thüre,

Reißt die Schwester hinweg und stattet sie aus mit des Bacchus

Festlicher Tracht und verbirgt ihr mit Epheuranken das Antlitz

Und zieht fort mit sich die Betäubte zu ihren Gemächern.

Als Philomela gemerkt, daß sie war in der ruchlosen Wohnung,

Bebet die Arme vor Schreck und erblaßt' im ganzen Gesichte.

Procne, zur Stelle gelangt, nimmt ab die Zeichen der Weihe,

Und sie enthüllt das verschämte Gesicht der duldenden Schwester

Und will nun sie umfah'n. Doch nicht wagt jene die Blicke

Aufzuschlagen nach ihr, Mitbuhle der Schwester sich dünkend.

Wie sie, das Auge gesenkt, als Zeugen die Götter zu rufen

Und zu schwören gedenkt, daß Schimpf sie erlitten gewaltsam,

War an der Statt der Stimme die Hand. Da brennt im Gemüte

Procne und hat nicht Raum für den Zorn, und das Weinen der Schwester

Schilt sie und spricht: ›Hier dürfen wir nicht Rat suchen in Thränen,

Sondern im Stahl, und wenn eines du weißt, das über den Stahl noch[27]

Ginge. Zu jeglicher That bin ich, o Schwester, entschlossen:

Sei's nun, daß ich das Haus des Königs verbrenne mit Fackeln

Und in die Glut ihn werfe hinein, den tückischen Tereus,

Oder mit schneidendem Stahl ihm die Zung' ausreiße, die Augen,

Oder das Glied, das dich entehrete, oder mit tausend

Wunden den schuldigen Geist austreib'. Ein Großes beginn' ich,

Was nur, weiß ich noch nicht.‹ Indes so redete Procne,

Nahte ihr I'tys, der Sohn. Der ward ihr plötzliche Mahnung,

Was sie vermöge zu thun, und mit grimmigem Blick ihn betrachtend,

Sagte sie: ›Ha, wie dem Vater du gleichst!‹ Nicht Weiteres redend

Sinnet sie gräßliche That und wallt von verschwiegenem Zorne.

Doch als näher der Sohn ihr trat und die Mutter begrüßte

Und liebkosend den Hals zu sich mit den Ärmchen herabzog

Und mit Küssen zugleich sein kindliches Schmeicheln vereinte,

Wurde die Mutter bewegt, und es ruhte gebrochen die Rachsucht,

Und von Thränen benetzt ward unwillkürlich ihr Auge.

Aber sobald ihr Herz durch allzu zärtliche Liebe

Wanken sie fühlt, kehrt wieder von ihm zur Schwester sich Procne;

Dann mit wechselndem Blick hinschauend auf beide beginnt sie:

›Warum schmeichelt der ein' und schweiget die andere sprachlos?

Da er Mutter mich nennt, was nennt nicht jene mich Schwester?

Sieh, wer dich als Gemahl heimführete, Tochter Pandions!

Fällst du von Art? Greul ist es, den Gatten zu lieben in Tereus.‹

Ohne Verzug schleppt Itys sie fort, wie ein Tiger am Ga'nges

Schleppt durch schattigen Wald das saugende Junge der Hindin.

Als sie gelangt zum entlegenen Teil des stattlichen Hauses,

Stößt ihm, während die Händ' ausstreckend und ahnend sein Schicksal

›Mutter, ach Mutter!‹ er rief und den Hals ihr wollte umfassen,

Procne das Schwert in den Leib, wo die Brust sich schließt an die Seite,

Ohne zu wenden den Blick. Ihm war zum Tode die eine

Wunde genug; in den Hals nun sticht Philomela das Eisen,[28]

Und sie zerstücken den Leib, der warm noch war und des Lebens

Noch nicht völlig beraubt. Ein Teil wallt kochend im Kessel;

Anderes zischet am Spieß. Das Gemach ist feucht von dem Blute.

Zu so scheußlichem Mahl ruft Procne den arglosen Gatten.

Heiligen Dienst, von den Vätern vererbt, vorschützend, wobei nur

Zutritt habe der Mann, wies Diener sie fort und Begleiter.

Tereus aber, erhöht auf dem stattlichen Sessel der Ahnen,

Schmaust mit Behagen und häuft sein Fleisch in den eigenen Magen,

Und so blind ist der Geist: ›Her bringet mir‹ – sagt er – ›den Itys.‹

Procne vermag nicht mehr zu verhehlen die grausame Freude,

Und von dem Wunsche gedrängt, ihr eigenes Leid zu verkünden,

Sagte sie: ›Drinnen ist, was du verlangst.‹ Um schaute sich Tereus

Und fragt, wo er denn sei? Wie er fragt und wieder ihn rufet,

Springt Philomela hervor, wie sie war, bluttriefend das Haupthaar

Von dem entsetzlichen Mord, und wirft dem Erzeuger ins Antlitz

Itys' blutiges Haupt, und niemals hätte sie lieber

Sprache gehabt und die Freude bezeugt durch würdige Worte.

Da stößt weg laut schreiend den Tisch der thrakische König,

Ruft aus dem sty'gischen Thal die schlangenumringelten Schwestern

Und ist bemüht, womöglich, hervor aus geöffnetem Schlunde

Wieder das gräßliche Mahl, die gewürgeten Stücke, zu drängen, –

Oder er weint und nennt sich das traurige Grab des Erzeugten;

Jetzt mit gezogenem Schwert verfolgt er die Töchter Pandions.

Fittige schienen empor die Cecropischen Weiber zu heben;

Fittige hoben sie auch. In den Wald flieht eine; die andre

Birgt sich unter dem Dach. Noch sind von dem Morde die Spuren

Nicht verwischt an der Brust, und Blut fleckt noch das Gefieder.

Jener, von heftigem Schmerz und von Sucht nach Rache beflügelt,[29]

Nimmt des Vogels Gestalt, dem hoch auf dem Scheitel ein Busch steht.

Über die Maßen gedehnt ragt ähnlich dem Schwerte der Schnabel.

Wiedhopf ist er genannt. Sein Haupt sieht aus wie gewaffnet.

Vor dem Tage bereits und dem Ziel langwierigen Alters

Sandte der Gram Pandion hinab zu des Ta'rtarus Schatten.

Scepter und Herrschergewalt im Staate gewinnet Ere'chtheus,

Gleich durch rechtlichen Sinn und kräftige Waffen gewaltig.

Vier vom Männergeschlecht und Jungfrau'n ebensoviele

Hatt' er gezeugt; doch gleich war nur bei zwoen die Schönheit.

Davon hatte beglückt den Ce'phalus, Ä'olus' Enkel,

Pro'cris; vor Bo'reas warnt des Tereus That und die Thraker.

Lang' entbehrte der Gott die erkorene Orithyi'a,

Während er warb und statt der Gewalt erst Bitten versuchte.[30]

Doch da göttliches Wort nichts fruchtete, tobt' er im Zorne,

Wie er gewohnt und nur zu eigen dem nordischen Winde:

›Recht so!‹ – sprach er – ›warum auch ließen wir unsere Waffen,

Ungestüm und Gewalt und den Grimm und das dräuende Schnauben?

Warum wendet' ich mich zu schlecht mir ziemenden Bitten?

Mir ist gerecht die Gewalt. Mit Gewalt fortjag' ich die Wolken,

Rühr' ich die Fluten empor und stürze die knorrigen Eichen,

Härte den flockigen Schnee und schlage mit Hagel die Erde.

Wenn ich die Brüder erreicht in den Räumen des offenen Himmels, –

Das ist eben mein Feld – dann ring' ich mit wuchtiger Stärke,

Daß von unserem Prall laut dröhnt in der Mitte der Äther,

Und von dem Stoß aus hohlem Gewölk das Feuer hervorspringt.

Wenn ich in hohles Geklüft mich unter die Erde begebe

Und mit dem Rücken im Trotz an die untersten Höhlen mich stemme,

Störe die Manen ich auf mit dem Ruck und die sämtlichen Lande.

Also mußt' ich mir auch erwerben die Braut und erzwingen

Hätt' ich sollen, anstatt zu erbitten, den Schwäher Erechtheus.‹

Als so oder gewiß nicht glimpflicher jener geredet,

Setzt er die Flügel in Schwung, und rings von dem mächtigen Schlage

Spüret die Erde das Weh'n, und weit aufschauert die Meerflut.

Über Gebirg' und Höh'n nachschleifend den staubigen Mantel

Fegt er den Grund, und um die erbebende Orithyia

Schlägt er, in Dunkel gehüllt, voll Liebe die gelblichen Flügel.

Während er flog, entbrannte gefacht noch stärker die Flamme,

Und nicht hielt er zurück auf der Fahrt in Lüften die Zügel,

Bis der Cico'nen Geschlecht und Mauern erreicht der Entführer,

Wo die Aktä'erin ward des frostigen Herrschers Gemahlin

Und bald Zeugerin auch; denn Zwillingssöhne gebar sie,

Die von der Mutter den Leib und Fittige hatten vom Vater.

Doch nicht wuchsen zugleich, wie es heißt, mit dem Körper die Flügel,

Sondern so lange der Bart nicht kam zu dem rötlichen Haupthaar,[31]

War noch Ze'tes der Knab' und Ca'laïs ohne Gefieder.

Bald dann wurde zugleich nach der Weise der Vögel von Federn

Jede der Seiten bedeckt und gebräunt vom Flaume die Wange.

Nun, da die kindliche Zeit vor dem Jünglingsalter gewichen,

Zog mit den Mi'nyern aus das Paar auf dem ersten der Schiffe

Über entlegenste Flut nach dem Vlies mit der strahlenden Wolle.

Quelle:
[Ovidius Naso, Publius]: Ovids Metamorphosen. 3 Bde., Berlin 6[um 1911–1916], Band 2, S. 1-32.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Metamorphosen
Metamorphosen: Auswahlausgabe. Lateinisch - Deutsch
Metamorphosen: Epos in 15 Büchern
Metamorphosen: Lat./Dt.
Metamorphosen: Lateinisch/Deutsch
Metamorphosen

Buchempfehlung

Aristoteles

Nikomachische Ethik

Nikomachische Ethik

Glückseligkeit, Tugend und Gerechtigkeit sind die Gegenstände seines ethischen Hauptwerkes, das Aristoteles kurz vor seinem Tode abschließt.

228 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon