Von Schimpff das 248.

[158] Der Pfaff warff das Femoral in Kessel.


Es was ein Priester, ein Schmarotzer, der mit allen Priestern aß, wie Scevola, und nieman aß mit im. Es fůgt sich, das er ein Ferlin het abgenumen, und waren alle Ding abweg, und het die Köchin Bletzer und Kuttelwürst in einen grosen Kessel gethon und wolt sie sieden und erwellen, wie man dan thůt. Da kam ein anderer Priester in das Huß zů im und sahe den Kessel ob dem Feüer hangen und sprach: ›Was hastu in dem Kessel ob dem Feüer hangen?‹ Er sprach: ›Mein Kellerin hat ir Fürdücher und Hemder darin und wil sie weschen.‹ Und er förcht, der Priester würd mit im essen. In dem klopfft man an der Thür, da gat er hinuß und wil in ynlassen. So zücht der Priester sein Underhembd, sein Femoral uß und wil es auch in den Kesel werffen, und so er es eben in den Kesel wil werffen, so schreiet der Schmarotzer: ›Nit, nit! Du verderbst mir das Nachtmal.‹ Da sprach der Priester: ›Was Nachtmal ist es?‹ Der Schmarotzer sprach: ›Es sein der Kellerin Küchinlumpen.‹ Aber im ward das Kotfleisch nit zů lieb.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 158.
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