Das 19. von Schimpff.

[18] Der Sun beiß seim Vatter die Naß ab.


Also sollen die Jungen Vatter und Můter glauben und inen volgen, oder sie müsen dem Hencker folgen. Wan sie ir Gut unnützlich verthůn, man sicht inen zů, man hilfft inen, sie finden Gesellen, die inen helffen. Wan sie aber betlen müssen gon, so haben sie den Spot zů dem Schaden, so werden sie dem Vatter die Naß abbeissen.

Als der thet, von dem Boetius schreibt, da man in hencken wolt, da begert er ein Kuß zu geben seinem Vatter vor seinem End. Da im der Vater den Backen bot, da beiß im der Sun die Naß ab und sprach: ›Hettestu mich gestrafft in der[18] Jugent, so wer ich nit zů der Schand kumen.‹ Da begert er der Straff, die er in der Jugent veracht het.

Es sein aber etlich, die die Warnung und Ler irer Eltern verschmahen und verachten, und gat inen zů einem Or yn und zů dem andern widerumb uß, und sein disem Lewen gleich, von dem wir lesen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 18-19.
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