Von Schimpff das 324.

[199] Der Bawer gab dem Pfaffen ein Ků, das er im hundert geb.


Es was ein armer Bauer, der het nit mer dan ein Ků. Und uff einmal was die Frau in der Predig und der Man nit, da predigt der Priester, wer ein Ků oder was es wer, umb Gottes willen geb, dem würd Got hundert darfür geben. Da die Frau heimkam, da sagt sie es dem Man, wie der Priester gepredigt het, und sie wolt raten, das sie die Ků dem Priester umb Gottes willen geben, das inen hundert darfür würden.[199] Der Man thet es und bracht dem Priester die Ků. Der Priester behielt sie ein Zeit lang daheim, ee das er sie fürtrib. Darnach band er die zwo Kü zůsamen, uf das des Priesters Ků die ander heimfůrt; aber es kart sich umb, des Buren Ků fůrt des Priesters Ků mit ir in des Buren Huß. Da es Abent ward, da het der Priester seine Kü beid verloren, und man sagt es im, wa sie weren. Der Priester kam zů des Bauren Huß und hieß im seine zwo Kü geben. Der Bauer sprach: ›Ich hab kein Ků, die euwer ist. Got der Her ist mir hundert Ků schuldig, ist es anders war, das ir geprediget haben, und ist mir noch 99 schuldig.‹ Sie kamen an das Recht mit einander; aber der Priester můst dem Buren die zwo Kü lassen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 199-200.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst