Von Ernst das 348.

[212] Ein Babst ward verdampt.


Uf einmal was ein Babst kranck, der gab seinem Caplan seinen Gewalt, das er in der Beicht absolvieren mocht für Pein und für Schuld. Der Babst starb und ward verdampt. Darnach erschein der Babst dem Caplan mit einem trurigen Angesicht und in einem kleglichen Kleid. Der Caplan sprach, ob er der Babst wer. Er sprach: ›Ja.‹ Der Caplan sprach: ›Wie erscheinen ir mir so erbermglich?‹ Der Babst sprach: ›Ich bin verdampt.‹ Der Caplan sprach: ›Warumb? Ir haben doch die Absolutz und volkumnen Ablas erworben.‹ – ›Es ist war‹, sprach der Babst, ›aber Cristus hat den Ablaß nit angenumen noch sigilliert.‹ – Spricht Doctor Jacobus Cartusiensis, der dis beschreibt: (Si in viridi ligno, id est in capite, hoc fit, in arido quid erit, in subdito).

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 212.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst