Von Ernst das 47.

[36] Ein Nar verbrant ein Ketzer.


Uf ein Zeit straffet Got ein Ketzer in dem Glauben durch ein Narren und beseßnen Menschen, als Cesarius schreibt. Es was ein Ketzer in dem Glauben, der hies Eligius Boogris in der Stat Camerach. Da kamen die Ketzermeister von dem Prediger-Orden dar und sůchten denselben Ketzer zů verbrennen, wie sie dan vil daselbst verbrant hetten. Damit das er inen entlieff, da nam er sich an, er wer von Vernunfft kumen und wer besesen von dem Tüffel. Da ward er von seinen Fründen gebunden und zů Sant Eucharium gefürt, da man dan zů demselbigen lieben Heiligen semliche Lüt pflegt zů füren, und sie derselbig lieb Heilig ledig macht. Da legt man denselbigen Beseßnen in die Kirch an ein Bet an ein Keten; da dan andere beseßnen Menschen me da lagen, waren Hüter geordnet, die ir hüten. Da was ein Clericus besessen; von der Ordenung Gottes ward er in der Nacht ledig von seiner Kethinen und gieng in der Kirchen hin und her, und alle Matzen und Breter, die er in der Kirchen fand, die legt er under das Bet des Ketzers und oben uff in. Das sach der Ketzer; aber er acht es nit, er gab seiner Taubheit und Unsinikeit die Schuld. Zů dem letsten gieng er über ein Ampel, wan vil Amplen da brunnen, und zünt ein Liecht an und zünt des Ketzers Bet an. Der Ketzer fieng an Mordio zů schreien. Die Wechter erwachten beide und lieffen herzů und wolten weren. Da was dem Clerico, dem Studenten ein Schwert worden ungefert; der wert und schlůg umb sich und treib sie hinder sich, biß das der Ketzer in dem Bet verbran. Darnach gab Got disem Studenten Gnad, da er Gotzlesterung gerochen het, das der böß Geist von im weich, und ward entledigt und kam wider zů seiner Vernunfft und Sinnen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 36.
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