Von Schimpff das 365.

[219] Dia Kellerin und die Frau wunsten einander fil Geltz.


Es was ein Frau, die het ein Kellerin, die was lang bei ir gewesen, das sie einander wol kanten und flůchten einander. Sie hetten gebeicht und wurden mit einander eins, aber wan eins zornig würd über das ander, so solt eins sprechen: ›Das dir Got ein Pfennig geb!‹ Es gestůnd ein Zeit lang, das sie uff einmal Gest hetten, die Kellerin het etwas versaumpt, das die Frau zornig ward und sprach: ›Das dir Got ein Pfennig geb!‹ Da sprach die Kellerin: ›Das dir Got ein Plaphart geb!‹ Da sprach die Frau widerumb: ›Das dir Got ein Guldin geb!‹ Die Kellerin sprach: ›Got geb euch ein gantzen Seckel vol!‹ Die erbern Lüt, die da waren, die sprachen: ›Frawe, wie sein ir so zornig über die Kellerin! Sie wünscht euch nichtz dan Gůtz; ein Seckel mit Guldin ist ein gůt Ding.‹ Die Frau sprach: ›Ja, ir verston euch nit uff die Müntz, aber ich verstan mich wol daruff.‹

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 219-220.
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