Von Schimpff das 380.

[227] Der Fuchs lert einen drey Weißheit für seinen Lon.


Es was uff einmal ein Fuchs, der wer gern über Mer gewesen und kam zů einem Schifman und sprach zů im: ›Für mich über das Mer! Ich wil dich drei Weißheit leren, und die ersten zwo wil ich euch jetz leren, und die drit wil ich euch leren, wan ir mich hinüber gefüren.‹ Der Schiffman sprach: ›So ler mich die zwo ersten!‹ Der Fuchs sprach: ›Die erst ist: So vil me einer hübschlicher mit dir ret, so vil er dich me betrügt oder betriegen mag. Die ander Weißheit ist: So vil einer dich ee betrügt, so vil er dir bessere Wort gibt und hübschlicher mit dir ret.‹ Der Schiffman fůrt den Fuchsen hinüber. Da sie nun hinüber kamen und den andern Staden ergriffen, da sprach der Fuchs: ›Nun wil ich dich die drit Weißheit auch leren‹, und sprach: (Officium perdit, dico, qui servit iniquo). ›Wer einem Boßhafftigen dient, der verlürt sein Dienst.‹[227]

Also sein die Zůdütler und die Schmeichler, die loben ein oder eine und geben im die besten Wort, das sie in nur betriegen mögen, wan sie wöllen. Das wissen die Frawen und Junckfrawen zů dem allerbasten, was glatter Wort man inen gibt, und wan sie dan betrogen werden, so werden sie inen dan als feint als einer Spinnen, wan sie zů Schanden kumen. Darumb semliche Schmeichler und Zůdütler sein gleich wie Cicaden und Heuschrecken; sie singen nur in dem Sumer deß Glücks, so es inen wol gat, und sein wie die Sürenen in dem Mer, die den Menschen singen, sie zů ertrencken. Darumb so würt man zů dem letsten gewar, das sie nit alle deine Fründ sein, die dich loben noch die dich straffen, als das geistlich Recht sagt.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 227-228.
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