Von Ernst das 383.

[229] Der Tüfel machet zů Tantz.


In dem Tütschen Land ist es geschehen, das ein Pfeiffer bestelt was in einem Dorff und solt inen zů Dantz pfeiffen; und kamen die uß den nechsten Dörffern auch dar zů dem Dantz, als man nit in allen Dörffern Pfeiffer zů besolden vermag. Es fügt sich in dem Jar, das diser Pfeiffer und Trumenschlager kranck ward und beichtet und versahe sich zů sterben, und sagt dem Priester zů, das er sein Leben lang nimerme zů keinem Dantz pfeiffen noch die Trumen schlagen wolt. Und an dem dritten Sontag hort der Priester, das einer zů Dantz schlůg, und gedacht: ›Ist der so bald widerumb gefallen nach seinem Zůsagen?‹ und gieng zů dem Dantz und lůgt, ob es derselb wer. Und da er zů dem Dantz kam, da sahe er in dort sitzen, und schlůg zů Dantz. Doch wolt der Priester die Sach recht erfaren und gieng in des Pfeiffers Huß, da fand er in an dem Bet ligen. Da gieng der Priester wider in die Kirchen und holt ein Stolen und gieng wider zů dem Dantz und warff dem Tüffel den Stol an den Hals und sprach: ›Ich beschwer dich bei dem lebendigen Got, das du mir sagest, wer du seiest.‹ Er sprach: ›Ich bin der Tüffel, und ist mir leid, das ich uff disen Tag solt ein semlichen Schaden leiden von des Schalcks Willen, der von meinem Dienst gewichen ist. Mir ist leid, das ich im nit vor langem den Hals hab abgebrochen, und bin selber an seiner Stat gestanden.‹ Da verschwand er vor iren aller Augen und ließ ein grosen Gestanck hinder im.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 229.
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