Von Schimpff das 64.

[47] Wie der Gardian nur ein Wort ret vor dem Fürsten.


Es was zů Meiland ein Guardian zů den Barfůssern, der gar wol an dem Hertzogen was zů Meiland; und was im brast und anlag, so was der Hertzog sein Zůflůcht. Es fügt sich uff ein Tag, das der Guardian seinen Brüdern nichtz het zů essen zü geben und in der gantzen Stat nichtz wüßt zů überkumen. Es ward zů dem Hertzogen gezwungen zů gon und im das zů klagen.

Da er in das Schloß kam, der Hertzog saß in dem Radt in einem ernstlichen Handel mit seinen Doctoren und Edlen. Der Guardian kam für den Sal, da der Hertzog yn saß, und embot dem Hertzogen hinyn, er wer gern zů im. Der Her embot im, er het jetz zů schaffen. Der Guardian embot im widerumb, es wer umb ein Wort ze thůn. Der Hertzog embot im, er wolt im ein Wort losen; redt er me dan ein Wort, so wolt er im die Kutten lassen fol schlagen, und hieß in hinyngon. Da er für den Hertzogen kam, da neigt er sich und sprach: ›Suppa‹, und neigt sich aber dieff und gieng damit hinweg.

Der Fürst und andere Herren die lachten. Ee der Guardian heimkam, da was in dem Kloster Wein, Brot und Ancken und anders, das sie bedorfften; sie hatten nit allein zů dem Tag Essen und Trincken, sunder vil Tag hindennach.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 47.
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