Von Schimpff das 415.

[247] Einer schlůg den Herren.


Franciscus Petrarcha schrybt von einem Edelman, der het ein Schlößlin in ebnem Feld neben der Straß, der was ein groser Almůßner und beherbergt die Bilgerin, die da fürgiengen, und dient inen selber zů Tisch. Uff einmal het er gejagt und het ein arms grau Röcklin an, als man dan hat, so man jagt, und kam von dem Gejägs in die Stuben, da die Pilgerin yn sassen. Da was einer, der zanckt mit einem andern. Der Juncker in dem Jagröcklin strafft in darumb, er solt Frid haben in einem fremden Huß. Der Betler zuckt die Fust und schlůg in in sein Angesicht und meint, er wer etwan ein Karrenknecht in dem ellenden Röcklin. Und da man essen solt, da kam der Edelman und het sich adelich angelegt in einer seidinen Schuben und het ein guldin Kethen an dem Hals, und trůg zů essen an. Da sahe der Betler erst, wen er geschlagen het, und stůnd von dem Tisch uff und knüwet für in nider und bat in, er solt im verzeihen der Unzucht, die er im erzögt het, das er in geschlagen het. Der Edelman sprach: ›Brůder, dir wil ich gern verzeihen, aber dem, der es gemacht hat, dem wil ich nit verzeihen‹, und zögt uff sein Jägerröcklin, das hieng an der Wand. Er meint, het er die kostlichen Kleider angehebt, er het in nit geschlagen.

Darumb sol man nieman verachten umb der Kleidung willen. Wer weiß, was darunder steckt!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 247.
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