Von Ernst das 438.

[258] Der Sun sprach: Meines Vatters Seel requiescat in pice.


Es was ein Vatter, der schickt sein Sun gen Paryß, er solt da studieren und leren, das er Doctor ward, und der Vatter was reich. Es fügt sich, das der Vatter starb und verließ seinem Sun vil Gůtz. Seins Vatters Brůder schreib im ein Brieff und schickt in im gen Paryß. Der Sun thet den Brief uff und laß die Undergeschrifft und sahe, das im seins Vatters Brůder geschriben het, und sprach zů dem Botten: ›Was thůt mein Vatter?‹ Der Bot sprach: ›Lesen den Brieff, so werden ir es finden.‹ Der Sun laß den Brieff. Da fand er, das sein Vatter verscheiden was; da ward er trurig. Er laß weiter und fand auch, wie im sein Vatter sein Seel empfolhen het,[258] und wie er im als sein Gůt verlassen het on ein Fogt. Da ward er widerumb gůter Ding und sprach: (Requiescat in pice.) ›Meins Vaters Seel werd geröst.‹ Er solt gesprochen haben: ›werd getröst‹, so sprach er: ›werd geröst.‹ In pice heißt geröst, und In pace getröst. Das was sein Gebet, das er seinem Vatter nachthet.

Darumb befelhe niemans sein Seel seinen Fründen, lůg selber darzů.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 258-259.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst