Von Ernst das 440.

[259] Sant Anthonius Feür zündet einen an, sein Můter erbat es.


Es was ein Můter, die het ein ungehorsamen Sun. Der Sun het uf einmal die Můter erzürnt; da knüwt sie nider für ein Brieff, da was ein Crucifix angemalt, und sprach: ›O Sun, ich bit Jesum, des Bildung da ist, das er dich laß Sant Anthonius Feüer anzünden an Hend und an Füssen.‹ Sobald sie das Gebet gethet, da sprach der Sun: ›O Můter, hör uff betten! Du bist erhört.‹ Und bran an Hend und an Füssen und leid die Pein drei Tag und starb. Das ist zů Comis geschehen.

Darumb sollen Vatter und Můter nit so schnel sein den Kinden zů flůchen. Die Kind sollen auch die Flüch Vatter und Můter fliehen und iren Segen begeren. Liß Valerium Maximum von Coriolanum, wie der sein Můter eret! Liß Sant Augustin, wie ein Můter siben Kind verflůcht, die giengen zittern[259] durch die gantz Welt, deren etlich in Sant Steffans Kirch ledig sein worden, die er selber gesehen hat. Wer mag es als erschreiben! Merck jeder selber.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 259-260.
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