Von Ernst das 454.

[267] Der Tüfel griesset die Prelaten.


Es was ein groß Capittel und ein Samlung der Prelaten in einem Bistumb. Da sprach der Bischoff: ›Wir haben alwegen Doctores gehebt, die unß in Latin gepredigt haben; wir wöllen einmal ein schlechten Dorfpfaffen haben, der unß zů tütsch predig.‹ Und befalhe die Predig einem schlechten Dorffpfaffen, er solt morgen der Pfaffheit predigen.

Der arm Priester was leidig und wüßt wol, das er ungeschickt was zů dem Werck; doch gab er sich in sein Gebet und bat Got den Herren, das er im wolt yngeben, was er doch sagen solt. Da er also bettet, da erschein im der Tüffel in eins Menschen Gestalt und sprach zů im: ›Warumb bistu so sorgfeltig, was[267] du morgen predigen solt? Sprich nit me dan die Wort: Die helschen Fürsten entbüten üch geistlichen Fürsten und Prelaten und Regierer der Kirchen iren früntlichen Grůß als iren liebsten Fründen. Wan ir zů allen Zeiten thůn, was inen lieb ist.‹ Der Priester sprach: ›Sie glauben es mir nit, wan ich es inen sag.‹ Der Tüffel rürt im ein Backen an, da ward im ein schwartz Mal daran, und sprach zů dem Priester: ›Die Maß soltu nit underston abzůweschen, dan es wer umb sunst. Wan du aber gepredigt hast, so nim Weihewasser und wesch die Maß damit, so würt sie hinweg gon.‹

Da er nun an das Ort kam, da er predigen wolt, und da er die Ding alle gepredigt het, wie im der Tüffel befolhen het, da wolten im die Prelaten die Maß abweschen und namen Laug und Wein, Milch und Wasser; da kunten sie die Maß nit herabbringen. Da hieß im der Priester Weihwasser bringen, da gieng die Maß hinweg. Da glaubten im die Prelaten, aber wenig besserten sie sich darab. – Hůt du dich!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 267-268.
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