Von Ernst das 548.

[314] Ein Moß gieng nit ab.


Es ist in Brobant geschehen, als in Libro apum geschriben stot. Da ist ein Däntzerin gewesen, die hat uff ein Sontag mit grosen Freuden und Lüsten gedantzt, und da sie heimkam und sich schlaffen het gelegt, und in dem Schlaff ward sie besessen von dem Tüffel und schrei und thet gleich wild. Die Lüt in dem Huß bunden sie, und da es Tag ward, da lieff jederman zů und wolt sehen, wie sie thet. Da kamen etlich Schůler auch, under denen was ein unschuldigs Kneblin, das marckt, das der böß Geist bei dem Gürtel was, da macht es ein Crütz mit dem Finger dar, da weich er hinuff. Da macht es aber ein Crütz und treib den bösen Geist biß vornen uff die Zungen; und lag uff der Zungen wie ein geharter Holtzwurm, und wolt in nieman angreiffen. Da reiß in das Schůlerlin mit seinen zweien Fingern herab und warff in in ein Grüblin, das was vol Regenwasser. Da verschwand der Wurm in Angesicht deren aller, die da waren, und ward die Frau ledig von dem bösen Geist. Aber dem Kneblin bliben schwartz Masen an den Fingern, die wolten nit abgon von keinem Weschen, biß hindennach da wescht er es mit Weihewasser; da giengen sie hinweg.

Da merck, wie gůt Unschuld ist in dem Kneblin und Krafft des geweichten Wassers! Da oben von den Prelaten stot auch ein semlich Exempel (c. 454).

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 314.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst