Von Ernst das 561.

[320] Zweihundert Jar was ein Ritter auß, meint, es wer nur ein Stund.


Es waren zwen Ritter, Gesellen mit einander, und frum. Der ein sprach zů dem andern: ›Uff den Tag wil ich Hochzeit haben, und ich bit dich, du wöllest zů mir kumen und mir helffen zů Tisch dienen.‹ Diser sprach: ›Mit dem Geding, das du uff den Tag bei mir seiest, so wil ich auch Hochzeit haben, und mir auch helffest zů Disch dienen.‹ Es fügt sich, das der ein starb; und der ander het Hochzeit, und der Dot kam und dient im zů Disch. Da der Imbis uß was, da sprach der Dot zů seinem Gesellen: ›Ich hab dir gehalten, was ich dir zůgesagt hab. Und uff den Tag wil ich Hochzeit haben, so soltu mir auch zů Tisch dienen.‹ Er sprach: ›Wie kan ich dir dienen, so du dot bist?‹ Der Dot sprach: ›Biß Sontag, wan du uß der Kirchen gast, so[320] würstu vor der Kirchen finden ston ein weiß Pferd gesattelt. Daruff sitz! und zwen weiß Hund die werden dich den Weg weisen. Doch soltu vor ein lutere Beicht thůn.‹

Diser fand, wie im sein Gesel gesagt het, und saß uff das Pferd. Die erberen Lüt sprachen: ›Her, war wöllen ir, wan kumen ir wider?‹ Er antwort: ›Ich far, war Got wil, und kum wider, wan Got wil.‹ Die Hund lieffen voranhin, und das Pferd inen nach, und lieffen so schnel über das Feld als der Wind, und kamen in ein Wald zů eins Priesters Huß, der was ein Waldbrůder, da stůnden die Hund stil. Diser steig ab von dem Pferd und het etwas vergessen zů beichten; er beichtet es und steig wider uff das Pferd. Und kamen an ein Burg, da steig er ab, und sein Gesel kam im entgegen und sprach zů im: ›Wie bistu so lang gewesen? Man hat schier gessen, man hat noch ein Tracht zů essen, zů deren můstu dienen.‹ Und fürt in hinyn. Da sahe er die hübschesten Menschen und Fröd on End. Da man schier gessen het, da sprach der Dot: ›Woluff, Gesel, du můst wider heim.‹ Er sprach: ›Ach laß mich me hie! Ich bin noch kum ein Stund hie gewesen.‹ Der Dot sprach: ›Du bist lenger hie gewesen, dan du meinst.‹

Da diser hinußkam, da fand er das weiß Pferd und die zwen Hund wider. Und er saß uff das Pferd und kam in den Wald, da er gebeicht het, da sahe er das Bühelin wol, das Huß was aber hinweg; da verwundert er sich. Da er nun in sein Herschafft kam, da waren die Weld abgehawen, und was das Land verendert; da sein Huß solt ston, da was ein Kloster, ein Aptei. Er saß ab, die Hund und das Pferd fůren iren Weg. Er kam an das Kloster und fragt, wie das dahin wer kumen in einer Stund. Der Portner sprach, es wer wol zweihundert Jar da gewesen. Der Apt und der gantz Convent kamen und retten von der Sach. Da was ein alter Münch, der sprach, wie er von seinem Großvatter het gehört, es wer ein Her des Lands uff einem weisen Pferd hinweg geritten, der het gesagt, er würd wider kumen, wan Got wolt etc.

Nach dem Hochzeit solten wir auch stellen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 320-321.
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