Die Vorred dis Bůchs.

[3] So nun jetz etliche Zeit vergangner Leuff und Spen, auch Irrungen, durch vil und manigfaltige Büchlin ußgangen, die heilsamen Bücher ewiger Selikeit und fridsamen Lebens etliche Zeit geschlaffen haben, on allen Zweifel von dem Herren Jhesu durch seine Gnad bald widerumb erweckt werden, ist mitler Zeit dises Bůch zůsamengelesen von dem erwürdigen Vatter und Brůder Johannes Pauli, Barfůsser Ordens, Leßmeister zů Than in demselben Kloster, so er 40 Jar uff Erden gepredigt hat, und hat dise Exempel zůsamengelesen uß allen Büchern, wa er es funden hat, 680 Hystorien und Parabulen zů beiden Hendlen, geistlich und weltlich dienende, und uff das das Wort des heiligen Ewangely erfült werd: Lesen die Brösamlin zůsamen, das sie nit verloren werden!

Es ist auch ein arm Ding, das einer stetz brucht das, das da funden ist, und das er nichtz Nüwes findet und, das da funden ist, nit bessert. Und ist dis Bůch getaufft und im der Nam uffgesetzt ›Schimpff und Ernst.‹ Wan vil schimpfflicher, kurtzweiliger und lecherlicher Exempel darin sein, damit die geistlichen Kinder in den beschloßnen Klöstern etwa zů lesen haben, darin sie zů Zeiten iren Geist mögen erlüstigen und růwen, wan man nit alwegen in einer Strenckeit bleiben mag, und auch die uff den Schlössern und Bergen wonen und geil sein, erschrockenliche und ernstliche Ding finden, davon sie gebessert werden, auch das die Predicanten Exempel haben, die schlefferlichen Menschen zů erwecken und lüstig zů hören machen, auch das sie Osterspil haben zů Ostern; und ist nichtz hergesetzt, dan das mit Eren wol mag gepredigt werden.

Es bit auch der obgemelt Samler dis Bůchs, das man es lesen wöl in der Meinung, als er es gemacht hat, nit verkeren noch verwerffen, sunder bessern und[3] es meren und andere gütigliche Stück herzusetzen, die sich zimen. Dan er hat sich gehüt vor schampern und unzüchtigen Exemplen, deren im vil entgegen gangen sein, damit er niemans kein Ergerung geb. Und ist etwas Sträflichs heryngesetzt worden, so begert er Gnad und Verzeihung von Got dem Herren und Maria, seiner liebsten Muter, von Sancto Francisco und von Sancto Martino, seinen Patronen, und von allem himelischen Her, auch denen zů Lob er dis Bůch gemacht hat, auch von allen Menschen. Und ist dis Bůch gemacht worden zů Than in demselbigen Kloster nach der Geburt Christi unsers Herren 1519 Jar.[4]


Schimpf und Ernst

findestu in disem Bůch, kurtzweilig und auch das ein jeglich Mensch im selber davon Exempel und Leren nemen mag, und ist im nützlich und gůt etc.[5]

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 3-7.
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