[450] Sosia, Jupiter, Alkumena.
SOSIA.
Amphitruo, ich bin zur Stelle: brauchst du mich, so gib
Befehl und ich gehorche.
JUPITER.
Ja, du kommst mir sehr erwünscht.
SOSIA.
Ist Frieden zwischen euch? Mich freut, daß ich euch ruhig seh';
Das ist mir ein Genuß. Für einen Sklaven paßt es sich,
Daß er vernünftig ist und gleichgestimmt wie seine Herrn,
Die eigenen Mienen nach den ihren richte: sind sie ernst,
Auch ernst, und sind sie fröhlich, blicke er auch heiter drein.
Nun aber sage doch: ihr habt euch wieder ganz versöhnt?
JUPITER.
Du scherzest nur: Du weißt ja doch, daß ich vorher im Scherz
Gesprochen habe.
SOSIA.
War das Scherz? Ich habe es für ernst,
Für wahr genommen.
JUPITER.
Ich habe mich bei ihr entschuldigt und –
Versöhnung ist gefolgt.
SOSIA.
Famos!
JUPITER.
Ich halte jetzt zu Haus
Ein Opfer ab: ich hatte es gelobt.
SOSIA.
Da tust du recht.[451]
JUPITER.
Geh, hole doch in meinem Namen Blepharo heran,
Daß nach dem Opfer er mit mir das Frühstück nehmen soll.
SOSIA.
Ich bin schon wieder da, wenn du mich dort erst glauben wirst.
JUPITER.
Ja, komm nur schnell zurück!
Sosia ab.
ALKUMENA.
Ich darf jetzt gehn, das Opfer dir
Zu richten? Oder hast du sonst noch einen Wunsch an mich?
JUPITER.
Nein, gehe nur und richte alles möglichst sorgsam her!
ALKUMENA.
Du hast nicht Lust, gleich mitzukommen? Ich sorge, daß dir kein
Verzug entstehen soll.
JUPITER.
Wie du verständig sprichst und ganz,
Wie's der gewissenhaften Gattin ziemt.
Alkumena ins Haus ab.
Die Herrin und
Ihr Sklave irren sich: Sie halten mich für Amphitruo:
Doch weit gefehlt! Du göttlicher Sosia, komme schnell heran!
Du hörst mich, wenn du auch nicht hier zur Stelle bist. Vertreib
Amphitruo von seinem Hause, wenn er kommen wird,
Mit jedem Mittel, das du nur ersinnen kannst. Ich will
Ihn täuschen, während ich mit der erschlichenen Gattin hier
Mir gütlich tue. Sorge du dafür, daß das gelingt!
Du weißt, wie sehr ich's wünsche. Leiste du mir deinen Dienst,
Indessen ich mir selber drinnen Opfer bringen will. –
Geht in den Palast.
Buchempfehlung
1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.
220 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro