3.

[450] Sosia, Jupiter, Alkumena.


SOSIA.

Amphitruo, ich bin zur Stelle: brauchst du mich, so gib

Befehl und ich gehorche.

JUPITER.

Ja, du kommst mir sehr erwünscht.

SOSIA.

Ist Frieden zwischen euch? Mich freut, daß ich euch ruhig seh';

Das ist mir ein Genuß. Für einen Sklaven paßt es sich,

Daß er vernünftig ist und gleichgestimmt wie seine Herrn,

Die eigenen Mienen nach den ihren richte: sind sie ernst,

Auch ernst, und sind sie fröhlich, blicke er auch heiter drein.

Nun aber sage doch: ihr habt euch wieder ganz versöhnt?

JUPITER.

Du scherzest nur: Du weißt ja doch, daß ich vorher im Scherz

Gesprochen habe.

SOSIA.

War das Scherz? Ich habe es für ernst,

Für wahr genommen.

JUPITER.

Ich habe mich bei ihr entschuldigt und –

Versöhnung ist gefolgt.

SOSIA.

Famos!

JUPITER.

Ich halte jetzt zu Haus

Ein Opfer ab: ich hatte es gelobt.

SOSIA.

Da tust du recht.[451]

JUPITER.

Geh, hole doch in meinem Namen Blepharo heran,

Daß nach dem Opfer er mit mir das Frühstück nehmen soll.

SOSIA.

Ich bin schon wieder da, wenn du mich dort erst glauben wirst.

JUPITER.

Ja, komm nur schnell zurück!


Sosia ab.


ALKUMENA.

Ich darf jetzt gehn, das Opfer dir

Zu richten? Oder hast du sonst noch einen Wunsch an mich?

JUPITER.

Nein, gehe nur und richte alles möglichst sorgsam her!

ALKUMENA.

Du hast nicht Lust, gleich mitzukommen? Ich sorge, daß dir kein

Verzug entstehen soll.

JUPITER.

Wie du verständig sprichst und ganz,

Wie's der gewissenhaften Gattin ziemt.


Alkumena ins Haus ab.


Die Herrin und

Ihr Sklave irren sich: Sie halten mich für Amphitruo:

Doch weit gefehlt! Du göttlicher Sosia, komme schnell heran!

Du hörst mich, wenn du auch nicht hier zur Stelle bist. Vertreib

Amphitruo von seinem Hause, wenn er kommen wird,

Mit jedem Mittel, das du nur ersinnen kannst. Ich will

Ihn täuschen, während ich mit der erschlichenen Gattin hier

Mir gütlich tue. Sorge du dafür, daß das gelingt!

Du weißt, wie sehr ich's wünsche. Leiste du mir deinen Dienst,

Indessen ich mir selber drinnen Opfer bringen will. –

Geht in den Palast.


Quelle:
Plautus: Amphitruo. In: Die Komödien des Plautus, Band 4, Berlin 1922, S. 365–466, S. 450-452.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Komtesse Mizzi oder Der Familientag. Komödie in einem Akt

Komtesse Mizzi oder Der Familientag. Komödie in einem Akt

Ein alternder Fürst besucht einen befreundeten Grafen und stellt ihm seinen bis dahin verheimlichten 17-jährigen Sohn vor. Die Mutter ist Komtesse Mizzi, die Tochter des Grafen. Ironisch distanziert beschreibt Schnitzlers Komödie die Geheimnisse, die in dieser Oberschichtengesellschaft jeder vor jedem hat.

34 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon