Nr. 68. Das Pferdegerippe.

[41] Am Wolpersabend, wie die Walpurgisnacht auch im Magdeburgischen heißt, blieb ein Bräutigam so lange bei seiner Braut, daß sie ihm gestehen mußte, sie hätte nun nicht mehr Zeit, weil sie nach dem Brocken fahren müßte. So will ich auch mit, sprach der Bräutigam. Da gingen sie mit einander auf den Hof und dort stand schon ein Puterhahn und wartete auf das Mädchen, das setzte sich recht fest auf und der Bräutigam setzte sich hinter sie. Nicht lange dauerte es, so waren sie auf dem Brocken und waren so viel Menschen da, daß der Bräutigam sich schier darüber verwunderte, wollte[41] aber mit der Sache nichts weiter zu thun haben und weil er auch todmüde geworden war von dem Ritt, so wies ihm seine Braut ein schönes Gardinenbett, darin sollte er sich niederlegen und schlafen. Also that er auch, als er aber am andern Morgen erwachte, lag er auf der bloßen Erde in einem alten Pferdegerippe, das war das Gardinenbett gewesen. So wird in Eichenbarleben bei Magdeburg erzählt.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 41-42.
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