II.

[118] Das Mönchsthal bei Klausthal hat seinen Namen vom Bergmönch, der hat hier seinen Lieblingsaufenthalt gehabt. Es hat auch hier früher sehr reiche Gruben gegeben. Da ist der Bergmönch manchmal in der Grube erschienen, ja wohl gar in die Bucht gekommen, und die Bergleute haben sich an ihn gewöhnet, daß sie eben keine Furcht mehr vor ihm gehabt haben. Aber manchmal hat er auch seine Launen gehabt, hat die Schütteln aufgehoben, daß man die Wasserräder nicht hat zum Stehen bringen können, oder hat die Kunst aufgehalten und die Bergleute erschrecket durch allerlei abenteuerliche Spiele und Neckereien. Dadurch ward er endlich den Bergleuten zur Last und sie haben ihn gern los sein wollen. Endlich folgten ihm einmal ein paar Bergleute nach und legten, so wie sie gingen, Kreuze vor sich hin. Da ging der Bergmönch zuletzt in eine Schlucht hinein, welche hinten durch eine nackte Steinwand geschlossen wird. Der Bergmönch blickte sich noch einmal um und sah ganz zornig aus.[118] Darauf rührte er den Stein an. Sowie er den angerührt hatte, that er sich voneinander und der Bergmönch trat hinein. Gleich darauf schloß sich die Wand wieder fest zusammen. Seit der Zeit ist der Bergmönch nicht wieder in die Gruben gekommen, aber diese sind auch alle überschwemmt und man hat sie auflassen müssen und bis auf diesen Tag sind die Wasser im Mönchsthal nicht zu gewältigen und keine Grube hat Glück. An der Stelle, wo der Bergmönch in den Fels gegangen ist, auf der nämlichen Felswand ist das Bild eines Bergmannes zu sehen; man kann aber den Stein jetzt nicht mehr finden.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 118-119.
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