Nr. 167. Die Goldlöcher.

[165] Es ist einmal ein Fuhrmann namens Dehne aus der Altenau mit seinen Pferden über den Bruchberg gefahren. Da sah er auf einmal vom Wege aus ein Loch, worin gelbe Erde war. Er dachte, du sollst dir einmal einen Brotbeutel voll davon mitnehmen; kratzte also einen Haufen zusammen und that denselben in seinen Brotbeutel. Diesen nahm er mit nach Hause. Hernach hat er gedacht, das könnte vielleicht Wert haben, hat die Erde nach Goslar genommen und da verkaufet. Dazwischen ist auch Gold gewesen. Darauf ist er einmal wieder über den Bruchberg gefahren, da hat er wieder daran gedacht und hat wieder zusehen wollen, ob er das Loch hat wieder finden können. Da ist aber von keinem Loche eine Spur zu sehen gewesen, so eifrig er auch gesuchet hat.[165]

Auch sind einmal zwei Männer aus der Altenau, einer hat Fedisch und der andere hat Schmidt geheißen, ins Holz gegangen. Sie streiften so im Walde herum, trockenes Holz zu suchen, und dabei kamen sie ins Kellwasser. Auf einmal kamen sie an einen großen grünen Platz, in dessen Mitte ein Loch war. Sie guckten hinein. Da wars in demselben so wie gelber Letten (Lehm). Sie dachten, ihr sollet euch doch einmal von dem Krame ein Bißchen mitnehmen; machten sich also jeder so einen Klumpen, wie ein großer Schneeball groß ist, zurecht und nahmen ihn mit. Auf dem Wege besah Schmidt seinen Lehm und sagte zu seinem Kameraden: was sie doch mit dem Lehme wollten, den könnten sie hinter ihrem Hause finden, den brauchten sie so weit nicht zu schleppen, kurzum er warf seinen Lehm fort. Der Fedisch ist aber klüger gewesen und hat seinen Klumpen behalten. Wie er nach Hause kam, legte er seinen Klumpen oben aufs Kandelbrett über den Fenstern. Da ist auch einmal ein Jude gekommen, der mit Gold und Silber gehandelt hat. So wie er in die Stube trat und da oben auf das Brett guckte und den Klumpen gewahr ward, so sagte er zu dem Fedisch, er solle ihm doch das einmal zeigen. Er nahm den Klumpen herunter, und wie der Jude ihn besehen hat, so bot er ihm gleich einen Gulden; er war damit zufrieden, und der Jude gab ihm einen Gulden und ging mit dem Klumpen fort. Da ist auch in dem Lehm Gold gewesen. Wie nun der Fedisch und der Schmidt einmal wieder beieinander kamen, da sagte der Fedisch zu ihm, daß er für seinen Klumpen einen Gulden bekommen habe. Das ärgerte den nun, daß er seinen Klumpen weggeworfen hatte, und er beredete den Fedisch, noch einmal dahin zu gehen und etwas davon zu holen. Aber wie sie ins Kellwasser kamen, da sahen sie von keinem Lehme etwas und der ganze Platz war mit Rasen bewachsen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 165-166.
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