Achter Auftritt.

[11] Eurimedes. Cephisa und die übrigen Nymphen.

Aria.


DER CHOR UND EURIMEDES.

A`l'incendio d'un occhio amoroso

Più resistere non si può.

Troppo dolce, caro e vezzoso

E` quel volto, che mi piagò!


Der Gluht eines liebreizenden Auges

Kann ich nicht länger wiederstehen.

Gar zu lieblich / angenem und holdselig

Ist dieses Antlitz das mich verwundet.

Der Gluht etc.

EURIMEDES.

Du bists, Cephisa, die ich meyne;

Dein Reizungs-voller Blick hat mich gerührt.

CEPHISA.

Ach Schade! daß ich nichts hievon gespürt.

EURIMEDES.

Trägst du nicht Leid mit mir, und willt mich noch verhönen?

CEPHISA.

Ja freylich trag' ich Leid mit dir,

Weil du bey mir

In deinem Zweck verfehlest.

EURIMEDES.

Ist dieß die Ahrt von unsern Schönen?

CEPHISA.

Wir haben all' ein Herz von Stein.[11]

EURIMEDES.

Besteht die Schönheit denn in Grausamkeit allein?

Die Liebe pflegt ja sonst ihr beste. Schmuck zu seyn.

CEPHISA.

Ich weiß nicht, was du mir erzählest.

Aria.


DER CHOR.

Ich weiß von keiner Liebe nicht /

Als die mein Herz zur Freyheit träget.

Freyheit soll die Losung seyn;

Freyheit / dich lieb' ich allein /

So lange noch mein Blut sich reget.

EURIMEDES.

Ist denn gar nichts für mich zu hoffen?

Verschleusst du ganz dein Herz vor mir?

CEPHISA.

Mein Herz steht keinem andern offen,

Als, Freyheit, dir, als einzig dir.

Ihr Schwestern, stimmt ihr nicht mit ein?

Ihr werdet Zweifelsfrey ja gleicher Meynung seyn.

CHOR DER NYMPHEN nebst Cephisa.

Aria.


DER CHOR.

N'aimons que la liberté;

Rien n' a tant de charmes.

L'amour coûte trop de larmes.

Sa plus douce felicité

N'est jamais exemt d'allarmes.


Lasset uns einzig die Freyheit lieben!

Nichts hat so viel Vergnügen.

Die Liebe führet gar zu viele

Verdrießlichkeit mit sich.

Ihre angenemfie Glückselichkeit

Ist niemahls ohne Unruhe.

Lasset uns einzig etc.


Quelle:
Georg Philipp Telemann: Die wunderbare Beständigkeit der Liebe, [Hamburg] [1726], S. 11-12.
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