Rübezahl frisst Pommerantzen.

[43] Ein Schlesischer Fuhrmann hat mir erzehlet / daß er vor etwan 11. Jahren über das Gebürge gegangen sey / da er[43] unterwegens zu dem Rübezahl / in eines Kauffmanns Gestalt / gerathen. Mit solchen soll er eine gute weile gegangen seyn / mit ihm geredet unn gegessen. Nemlich / er gedachte / wie der Rübezahl (den er freylich damaln nicht gekennet / ein paar Pommerantzen geschelet / das beste / den Safft nemlich / mit ihm getheilet / und die Schalen gäntzlich verehret habe: Dabey gedenckende / daß er sie auffheben solle / und wenn ihm künfftig der Bauch wehe thäte / davon essen. Was geschicht? Der Fuhrman stecket die geschenckte Schalen zu sich / und über eine kleine weile spatzieret der Rübezahl durch einen andern Weg / von ihm Bald darnach begiebt es sich / daß dem Fuhrmann sein gewöhnliches Bauchwehe betritt / da sucht er seine überkommende Schalen hervor / und wird alsbald inne / daß es nicht mehr Schalen / sondern gediegen Gold / in Schalens Form gewesen. Drüber wird er über alle massen erfreuet / und vergisset sein Bauchwehe mit[44] allen henger: Springet und hüpffet an dem Ort für Lustigkeit wie ein Ziegenbock herumb. Und also siehet man / wie auch der Mammon oder Plutus zum Æesculapium wird. Aber / magstu weiter fragen / wo bekömpt denn der Rübezahl für allen Kuckuck sein vielmahlen verehrtes Gold her; daß er sich offtermaln so liberal und magnifice erzeiget? Hierauff antwortet dir nicht allein zum Uberflusse unser erster Philologischer Rübezahls Theil; sondern auch noch weiter / der allererst herausgegebene / und zum Druck beföderte Herr Balthasar Thomas Kretschmar / in Mineralogia Montis Gigantei, oder kurtze Beschreibunge der bekantesten Berg-Arten so auff den Südölischen Gebürge und grösten Theils nahe umb Hirschberg zu finden seyn. (Gedrucket zu Wittenberg / im Jahr Christi 1662.) c. 6.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 43-45.
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