Rübezahl wirbet Soldaten.

[20] Es ward mir nicht minder in diese Leipzigsche Ostermesse Anno 1662. referiret; Wie daß Rübezahl / in verwichenen Teutschen Kriegswesen sich an einem Orte für einen Werber außgegeben / und unterschiedliche Landsknechte bekommen: Denen er auch eintzeln ein richtiges Geld auff die Hand gegeben / mit drey Pferden versorget / und mit außbündigem Gewehrt / dem Scheine nach / außgemundiret gehabt. Drauff denn endlich der Tag angebrochen / da er mit sie hat fort margiren wollen / wie er nunmehr eine begehrte Anzahl besessen. Da reiten sie sämtlich in angestellte Ordnung fort / gerathen auff das Gebürge /und werden eine Compagnie[20] Feinde ansichtig / die der Rübezahl auß den anwesenden Bäumen den verblendeten Augen præsentiret. Hierüber reitzet sie der Rübezahl an / daß sie sollen getrost seyn / dapffer drauff gehē / die Mauseköpffe fällen / und mit ihnen die erste Beute davon bringen. Hierüber geben sie den Pferden die Sporen / und setzen immer im frischen Muth an ihren vermeinten Feind: Stechen / hauen und schiessen / daß es dellert; also daß sie vermeinen /wie sie den Feind gäntzlich nieder geleget / und stattlichen Raub erhalten. Aber wie sie sich recht umbsehen / da ist ihr Commendant (der gewesene Rübezahl) verschwunden: Der zermetschte Feind seynd lauter Püsche / die sie mit ihrem prangen und knütteln zerquetschet: Ihre gedachte Pferde / darauff sie gesessen / waren alte Esels und Ochsenköpffe gewesen /dran das beinerne Gerippe noch gehangen. In solcher Positur hatten sich alle Narren betroffen / und einander trefflich selber außlachen müssen /[21] wie sie die Verstellung inne geworden. Das beste war gewesen /daß sie unverletzt davon gekommen / freywillig abgedancket worden / und einen guten Heldenmuth etliche Tage dabey umbsonst gehabt.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 20-22.
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