|
1799
6. Juni: Puškin wird als Sproß eines traditionsreichen Adelsgeschlechts in Moskau geboren. Durch seinen Urgroßvater, einen Abessinier, der dem Zaren vom Sultan geschenkt wird, hat Puškin afrikanisches Blut geerbt. Mütterlicherseits ist er der Urenkel Hannibals, des Mohren von Kaiser Peter dem Großen, was im 1827 entstandenen Romanfragment »Arap Petra Velikogo« (posthum 1837, »Der Mohr Peters des Großen«) seinen Niederschlag findet.
1811–1817
Schon während seiner Schulzeit am Lyzeum in Zarskoje Selo, das heute seinen Namen trägt, zeigt sich seine dichterische Begabung, die ihm bereits frühzeitig die Türen der Moskauer literarischen Salons öffnet. Auf dem Lyzeum entdeckt er die antike und französische Literatur des 18. Jahrhunderts für sich.
1817
Puškin bekleidet ein Amt im Sankt Petersburger Außenministerium; er nimmt am Gesellschaftsleben der Hauptstadt teil und schließt sich einer im Untergrund agierenden Gruppe von Revolutionären an.
September: Teilnahme an Zusammenkünften der literarischen Vereinigung »Arzamas«, die die Ideen Karamzins gegen den Klassizismus verficht. Später Mitglied des Freundeskreises »Zelenaja lampa«.
1820
Zu dieser Zeit entstehen die ersten Märchen, Gedichte und Balladen, von denen das von der russischen Volksdichtung beeinflußte märchenhafte Versepos »Ruslan i Ljudmila« (»Ruslan und Ludmila«) das berühmteste ist. Es erscheint im gleichen Jahr und macht ihn als vielversprechendes Dichtertalent in ganz Russland bekannt.
Durch einige satirische Epigramme, in denen Puškin das absolutistische Regime und die Leibeigenschaft kritisiert, fällt er in Ungnade und wird nach Odessa verbannt.
Nachdem er mit seiner Ode »Vol'nost« (»Die Freiheit«) den Unwillen der Obrigkeit erregt, wird er in den Kaukasus (zunächst nach Jekaterinoslaw, später nach Kischinjow) versetzt.
1822
Nachdem Nikolaus I. Zar wird, wird die Verbannung aufgehoben. Puschkins Werke stehen aber unter der persönlichen Zensur des Zaren.
Neben Puschkins Freiheitsliebe zeigt sich in seinen Gedichten auch der Einfluss Lord Byrons; offenbar wird dies in den so genannten »Südlichen Poemen« wie »Kavkazskij plennik« (»Der Gefangene im Kaukasus«) und »Bachisarajskij fontan« (»Der Springbrunnen von Bachisaraj«).
1823
Mit dem Abfassen seines Hauptwerkes »Evgenij Onegin« (»Eugen Onegin«) beginnt Puškin bereits in diesem Jahr.
Puschkin wird nach Odessa versetzt; dort erregt er aufgrund einer Liebesaffäre mit der Frau eines Vorgesetzten erneut Mißfallen.
1824
Man entläßt ihn aus dem Staatsdienst und verbannt ihn auf das elterliche Gut Michailowskoje im Bezirk Pskow. Zwar leidet Puschkin unter dieser Maßnahme, dennoch erweisen sich die Jahre in der Verbannung als literarisch äußerst produktive Phase.
In seinem Spätstil findet Puškin zu einer realistischen Prosa, wie in der Novelle »Die Hauptmannstochter«.
»Cygany« (»Die Zigeuner«).
1824–1825
Er verfaßt die historische Blankverstragödie »Boris Godunow«, in der sich der Einfluß Shakespeares manifestiert und das wachsende Interesse an nationalen Gestalten, namentlich an Boris Godunow, zeigt.
1825
Darüber hinaus entsteht auf Michailowskoje das ironische Gedicht »Graf Nulin«.
1826
Er wird von Zar Nikolaus I. begnadigt, allerdings weiterhin durch Zensurmaßnahmen von ihm überwacht. Puschkin befaßt sich in zwei langen Versepen erneut mit der russischen Geschichte: »Poltava« (1829; »Poltawa«) und »Mednyi vsadnik« (1834; »Der eherne Reiter«).
1830
Darüber hinaus schreibt er die Kurztragödien »Kamennyj gost« (posthum 1841; »Der steinerne Gast«) und »Mocart i Sal'eri« (1831; »Mozart und Salieri«).
1831
»Boris Godunow« wird teilweise veröffentlicht.
Er heiratet Natalja Gončarova.
1833
Das in diesem Jahr vollständig veröffentlichte Werk »Boris Godunow« schildert die Lebens- und Liebesgeschichte des ironisch betrachteten byronistischen Titelhelden mit seiner »vor der Zeit gealterten Seele« im Kontext eines realistischen zeitgenössischen Hintergrunds. Obgleich in Versen verfaßt, gilt dieses Werk als erster großer Roman in der russischen Literatur. 1874 vertont der russische Komponist Modest Petrowitsch Mussorgskij den Stoff zu einer 1896 von Rimskij-Korsakow bearbeiteten Oper.
1834
Nachdem sich Puškin ab 1830 verstärkt der Prosa zuwendet, entsteht eine Reihe von phantastisch-realistischen Erzählungen; bekannt wird insbesondere »Pikovaja dama« (1834; »Pique Dame«).
1836
Sein Prosaroman »Kapitanskaja doka« (»Die Hauptmannstochter«) hat den Pugatschow-Aufstand zum Inhalt.
Er gründet die einflussreiche Zeitschrift »Sowremennik« (»Zeitgenosse«).
1837
10. Februar: Puškin stirbt in Petersburg an den Folgen einer Verletzung, die er im Duell mit dem französischen Emigranten Georges d'Anthès um die Ehre seiner Frau erleidet. Tausende und aber Tausende erweisen ihm die letzte Ehre und ziehen an seinem Totenbett vorüber. Da die zaristische Regierung, die die höfischen Intrigen gegen den Dichter unterstützt und bewußt schürt, eine Protestdemonstration des aufgebrachten Volkes befürchtet, wird auf allerhöchsten Befehl jede öffentliche Trauerfeier in Petersburg untersagt und Puškins sterbliche Hülle heimlich in der Nacht unter strenger polizeilicher Bewachung auf sein Familiengut Michalovskoe überführt und auf dem Friedhof des benachbarten Klosters Swjatogorsk am 15. Februar 1837 ohne jede Feierlichkeit beigesetzt.
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro