XV

[312] Tatjana, holdes, teures Wesen!

Nun wein' ich mit dir, weil du blind

An den Tyrannen, ach, den bösen,

Dein Schicksal hingabst, armes Kind!

Du gehst zugrunde, liebe Kleine,

Und wirst zuvor dich noch im Scheine

Trügrischer Hoffnung süß ergehn,

Des Lebens Wonnen vor dir sehn,

Den Giftkelch des Verlangens trinken,

In Träumen schweben für und für,

Und allerorten werden dir

Verstecke sel'gen Kosens winken;

Wohin auch deine Schritte fliehn,

Wird dein Versucher mit dir ziehn.
[312]

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 312-313.
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