XXV

[317] Kokette Mädchen ziehen Schranken,

Tatjana liebt naiv und blind

Und überläßt sich ohne Wanken

Der Neigung, wie ein holdes Kind.

Sie sagt nicht: hübsch behutsam, leise,

Das steigert unsre Gunst im Preise,

Fängt auch den Freier sichrer ein;

Erst lassen wir ihn selig sein,

Im Glücksrausch eitler Hoffnung gleiten,

Und stürzen dann sein Herz in Nacht,

Bis Eifersucht ihn rasend macht;

Weil sonst, verwöhnt durch Zärtlichkeiten,

Ein launenhafter junger Mann

Leicht unversehns entwischen kann.
[317]

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 317-318.
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