XXXII

[323] Nun holt sie Atem, tief erschüttert,

Und bebt und seufzt aus Herzensgrund;

Die ros'ge Briefoblate zittert

An ihrem fieberheißen Mund.

Sie neigt das Haupt in bangem Sinnen

Und merkt kaum, daß das zarte Linnen

Von ihrer weißen Schulter glitt ...

Schon naht des Morgens leiser Schritt:

Der Mond verblaßte, Nebel wallen,

Aus lichten Schleiern grüßt das Tal;[323]

Vom Fluß her blitzt ein Silberstrahl;

Man hört das Horn des Hirten schallen;

Es tagt – das Dorf ist längst erwacht:

Tatjana hat auf gar nichts acht,

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 323-324.
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