XXXIX

[327] »Er hier, Eugen!« Sie stöhnt und wimmert;

»Mein Gott, was hat er wohl gedacht!«

Ein letztes Fünkchen Hoffnung schimmert

Durch ihrer Seele trübe Nacht:

Sie bebt und horcht, die Wangen glühen –

Nichts regt sich ... Nur von ferne ziehen

Vertraute Klänge an ihr Ohr:

Dort sang der fleiß'gen Mägde Chor

Beim Beerenpflücken muntre Lieder

(Wie strengstens anbefohlen war,

Damit kein Mäulchen aus der Schar

Sich unterm Strauch so hin und wieder

Am Obst der Herrschaft gütlich tat:

Ja, kluge Gutsherrn wissen Rat!).


Gesang der Mädchen

»Mädchen, frisches junges Blut,

Herzensmädchen, lieb und gut,[327]

Laßt am muntren Spiel uns freun,

Frohen Sinns und lustig sein!

Stimmt ein Liedchen an und singt,

Daß es hell ins Weite klingt.

Und den Burschen jung und schlank

Lockt euch her zu Spiel und Sang.

Merkt er auf und tappt herbei,

Hurtig dann und mit Juchhei

Flieht und lacht und werft dem Tropf

Rote Beeren an den Kopf,

Rote Kirschen über ihn,

Muß der Schelm von dannen ziehn.

Ei, was geht dich losen Mann

Unser frohes Spielchen an?

Troll dich weiter, schau nicht zu,

Laß uns Mädchen fein in Ruh'!«

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 327-328.
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