XV

[402] Am Abend war's, zur Dämmerstunde.

Bleich stand der Mond; der Strom ging sacht;

Die Käfer summten in der Runde;

Ein Fischerfeuer war entfacht;

Vom Dorf her schallte muntrer Reigen.

Und unterdessen, tief im Schweigen,

Streift einsam unsre Träumerin,

Tatjana, durch die Felder hin.

Weit, weit ... Da taucht vor ihren Schritten

Am Wiesenhang ein Landsitz auf

Und, klar umspielt vom Wasserlauf,

Ein dunkler Park, ein Schloß inmitten.

Und wie sie hinschaut – unbewußt

Pocht laut das Herz ihr in der Brust.
[402]

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 402-403.
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