II

[397] Wie bangt mir doch bei deinem Kommen,

O Lenz, du Zeit der Liebeslust!

Welch tiefe Schwermut, dumpf beklommen,

Bedrängt, belastet meine Brust!

Mit welch entsagend leiser Trauer

Ergeb' ich mich dem Wonneschauer,

Spür' ich den Hauch der Frühlingszeit

In meines Dörfleins Einsamkeit!

Kann denn mein Herz nicht mitgenießen?

Muß, während alles strahlt und lebt

Und jauchzend nach dem Lichte strebt,

Sich meine Seele stumm verschließen,

Gefühllos bleiben, taub und kalt,

Wo ringsum heller Jubel schallt?

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 397.
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