XXII

[338] Wen also lieben? Wem vertrauen?

Gibt's einen, der verläßlich ist?

Der, ohne rechts und links zu schauen,

Die Welt nach unsrem Zollstock mißt?

Uns hinterm Rücken nicht beleidigt,

Vielmehr herausstreicht, lobt, verteidigt,

Nachsichtig urteilt, wenn man irrt,

Und niemals unausstehlich wird?

Nein, solche Engel, wie beschrieben,

Gibt's nirgendwo; drum geb' ich dir,

Mein hochverehrter Leser, hier

Den klugen Rat: dich selbst zu lieben,

Und dies Objekt wird obendrein

Dir zweifellos das liebste sein!

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 338.
Lizenz:
Kategorien: