3. Die Entflohene

[325] Wie die Sonne sinkt am Abend,

Sich im goldnen Glanz begrabend;

Wie der Lenz vorm Herbste flüchtet,

Im Entfliehn mit Duft noch labend;

Wie die schöne Jugendgöttin

Auf dem Roß der Zeit hintrabend;

Wie das Leben, in den Händen

Unerfüllte Wünsche habend:

Also flohst du, Sonne, Frühling,

Jugend, Leben, lustbegabend;

Und Hafis, dir ferne, fühlet

Sterben, Alter, Herbst und Abend.


Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 1, Leipzig und Wien [1897], S. 325.
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