|
Um 1494
Rabelais wird als Sohn eines wohlhabenden Advokaten in Chinon (Touraine) geboren.
1511
Der Vater, Antoine R., Lizentiat der Rechtswissenschaft, ist Advokat in Chinon und bekleidet außerdem mehrere öffentliche Ämter. Die Familie ist bürgerlich und wohlhabend. Über die Anfänge der Bildung von Rabelais ist nichts Zuverlässiges bekannt. Nach einer nicht gesicherten Überlieferung soll er in den Franziskaner-Konvent La Baumette bei Angers eingetreten sein.
Nach einer theologischen Ausbildung kann er als Franziskanermönch des Klosters Fontenay-le-Comte in Poitou in der dortigen Bibliothek antike, vor allem griechische Texte studieren, was ihn jedoch bei den Oberen des Ordens in Ungnade fallen läßt.
1521
4. März: Er schreibt aus dem Konvent Saint-Martin in Fontenay-le-Comte an Guillaume Budé (1467–1540). In dem Brief, dessen Autograph sich noch in der Bibliothèque Nationale zu Paris befindet, sucht er Anschluß an den berühmten Humanisten und unterrichtet ihn vom Fortgang seiner Griechisch-Studien.
1524
Danach tritt er in ein Benediktinerkloster ein.
1527
Drei Jahre später wird er Weltgeistlicher.
1528
Spätestens in diesem Jahr verläßt Rabelais auch dieses Kloster und begibt sich auf Reisen.
1530–1532
Studien der Medizin und Naturwissenschaft an den Universitäten von Paris und Montpellier.
1. November: Baccalaureus der Medizin.
1532
Rabelais übersiedelt nach Lyon, wo er als Arzt tätig ist und neben eigenen Schriften zur Medizin Werke von Hippokrates und Galen übersetzt (»Aphorismen des Hippokrates«). Gleichzeitig schreibt er astrologische Beiträge für volkstümliche Almanache.
Frühjahr: Er läßt sich als Arzt in Lyon nieder. Er verkehrt mit Étienne Dolet (1508–1546) und anderen Humanisten.
Juni: Er veröffentlicht bei Sébastien Gryphe, einem schwäbischen Verleger, den zweiten Band der »Epistres médicinales« von Jean Ménard (Manardi), einem Arzt aus Ferrara. Außerdem bringt er die »Aphorismen« des Hippokrates heraus, die er aus dem Griechischen ins Lateinische überträgt.
1. November: Rabelais wird am Hôtel-Dieu de Notre-Dame de la Pitié an der Rhône-Brücke als Arzt mit einem Jahresgehalt von 40 Livres angestellt.
Bereits der erste Teil des Pantagruel-Zyklus, »Les horribles et espouventables faictz et prouesses du très renommé Pantagruel« (1532; »Die schrecklichen Heldentaten des berühmten Pantagruel«), läßt die geistreiche Erzählfreude seines Verfassers erkennen.
1532–1534
Mit »Pantagruel« und »Gargantua« erscheinen jene Bücher, die Rabelais' Ruf als zentrale Gestalt der Weltliteratur begründen. Beide Werke, die unter dem als Anagramm gebildeten Pseudonym Alcofribas Nasier erscheinen, machen ihren Verfasser schnell berühmt und werden von der Kirche für ketzerisch er klärt.
Rabelais in seiner Eigenschaft als Leibarzt des Kardinals Jean Du Bellay unternimmt zwei Reisen nach Italien.
Er läßt sich als Lehrer in Montpellier nieder.
Oktober: Die Sorbonne verurteilt den »Pantagruel« als obszönes Buch.
1533
Ende des Jahres: Rabelais bricht als Leibarzt und Sekretär des Kardinals Jean du Bellay, Bischofs von Paris, zu seiner ersten Italienreise auf.
1534
Rabelais veröffentlicht »La vie très horrificque du grand Gargantua« (»Das höchst schreckliche Leben des großen Gargantua«), die karnevalesk-zeitkritische Geschichte von Pantagruels durch Ohrengeburt zur Welt gekommenen und mit Wein gesäugten Vater.
Februar – April: Er hält sich in Rom auf und widmet sich dem Studium der Topographie und der Botanik der Stadt.
1540
Er geht nach Paris.
1546
Die beiden ersten Bücher werden König Franz I. vorgelesen, der von ihnen so begeistert ist, dass er Rabelais gestattet, ein drittes Buch über »Pantagruel« (»Tiers Livre«) zu veröffentlichen.
1547
Als König Franz stirbt, muß Rabelais vor der Kurie nach Metz und von dort aus nach Rom fliehen.
1551
Er erhält auf Zuspruch Kardinal du Bellays die Pfarreien von Saint-Christophe du Jambet und Meudon bei Paris zugesprochen. Dort bleibt er für den Rest seines Lebens.
1552
»Quart Livre«, das vierte Buch, folgt.
1553
9. April: Rabelais stirbt wahrscheinlich in Paris. Posthum kommt mit »L'Isle sonate« (1562; »Die tönerne Insel«) ein fünftes Buch heraus, das aber mit Sicherheit nicht gänzlich aus der Feder des Schriftstellers stammen kann.
Buchempfehlung
Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.
196 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro