Vierundzwanzigster Auftritt


[95] Mariandl. Vorige.


MARIANDL aus dem Hause, hat eine runde Schachtel, worin ein Gugelhupf ist, und einen großen Waschkorb. Um des Himmelswillen, Euer Gnaden werden doch nicht so fortfahren? Nehmen[95] Euer Gnaden doch ein bisserl Wäsch mit. Es ist alles aufgschrieben: zwölf Hemder, acht Paar Strumpf, zwanzig Halstüchel, zwei Dutzend Halskrägen –

KOLIBRI. Mordbataillon! Das können wir nicht brauchen! Einsitzen! Die Pferd wollen nicht mehr stehn.

MARIANDL küßt Eduard die Hand. So wünsch ich Euer Gnaden halt ein glückliche Reise! Ich werd schon das Haus hüten.

EDUARD. Steig ein, Bursche!

FLORIAN. Mariandel, bleib gsund!

MARIANDL. Florian, mach dich gut zusamm, daß du mir kein Eselshusten kriegst. Da hast ein alts Pelzpaladinl von mir. Sie gibt ihms um. Und in der Schachtel da ist ein Gugelhupf, aber beiß dir keinen Zahn aus. Stellt die Schachtel vor sich hin. Und jetzt leb wohl, lieber Florian! Vielleicht seh ich dich nimmermehr.

FLORIAN. O Mariandel, mir druckts mein Herz ab. Weint.

MARIANDL. Nicht wahr, du wirst mich nicht vergessen?

FLORIAN weinend. Nein! Wo ist denn der Gugelhupf?

MARIANDL. Florian!

FLORIAN weint stärker. Den Gugelhupf!

MARIANDL. Könntest du in mein Herz sehn!

FLORIAN. Sein Weinberl drin?

MARIANDL. Nu, da hast ihn, du Vielfraß. Gibt ihm die Schachtel.

KOLIBRI stampft. Jetzt weiter in Teuxels Namen!


Haut Florian mit der Peitsche unter die Füße und treibt ihn so auf den Löffel.

Alle sitzen auf, und unter den Ausrufungen.


Florian, leb wohl! Mariandl, denk an mich! Fahren sie unter Posthornschall ab.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 95-96.
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